Immer mehr Menschen haben den Wunsch die eigenen Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Oft mit dem Ziel selbst über den Verlauf der eigenen Erwerbsbiografie bestimmen zu können. Frei nach dem Motto: „Rente mit 69? Mir doch egal!“. Ich persönlich glaube, dass wir in Zukunft immer häufiger Lebensentwürfe beobachten werden, die von traditionellen Mustern abweichen. Individualismus und finanzielle Unabhängigkeit liegen voll im Trend.
Hilfreich ist, dass Jedermann bei der Geldanlage heutzutage die Werkzeuge der Profis zur Verfügung stehen, so dass jeder heute recht einfach professionelle Anlage-Strategien ohne fremde Hilfe umsetzen kann. Das wohl effektivste Anlage-Vehikel der Neuzeit ist der Aktien-ETF, die Fakten sprechen dabei für sich: im Jahr 2019 wurden aktiv gemanagte Fonds erstmalig von ETFs überholt.
Was an dieser Stelle oft fehlt ist die persönliche Finanzplanung, die aufzeigt, welche finanziellen Ziele zu uns passen, und wie wir sie erreichen können. Erfahrene Sparer berichten oft: „meine Finanzplanung war ein Prozess, der sich über mehrere Jahre entwickelt hat“. Um diesen Weg etwas zu vereinfachen und abzukürzen oder allgemein den Einstieg in die Finanzplanung zu erleichtern, stelle ich heute einen 3-Schritte Plan vor, auf dessen Grundlage sich mit überschaubarem Aufwand das eigene Finanzchaos nach dem 80/20 Pareto-Prinzip ordnen lässt. Es geht also darum, mit wenig Aufwand einen groben Überblick darüber zu erhalten, wo man beim Thema finanzielle Unabhängigkeit aktuell steht und welche Ziele in wieviel Zeit noch erreicht werden können. Basierend auf einer Analyse der eigenen Ist-Situation lassen sich anschließend sehr einfach persönliche Finanzziele, wie z.B. die benötigte monatliche Sparrate, ableiten. Alles was wir dafür benötigen sind Stift, Zettel, einen gewöhnlichen Taschenrechner und diesen Artikel bzw. die darin enthaltenen Tabellen und Grafiken. Auf geht’s!
Schritt 1 – Bestimme die persönliche Entnahmerate
Es fällt uns allen unterschiedlich schwer mit Risiken umzugehen. Während der Entnahmephase drückt sich die eigene Risikobereitschaft insbesondere über die persönliche Entnahmerate aus. Konkret: wieviel glaube ich pro Jahr von meinem Depot entnehmen zu können, ohne dass mich das Kursrisiko oder das Langlebigkeitsrisiko so bedrücken, dass ich nachts nicht gut schlafen kann? Die Antwort auf diese Frage muss jeder für sich selbst finden, die einzige Hilfestellung zur besseren Einschätzung des Möglichen sind diverse Studien und Analysen zum Thema Entnahmestrategien, einige davon hier auf diesem Blog. Zwischen 2% und 4% werden die allermeisten die sich bereits etwas mit der Materie befasst haben bereit sein jährlich zu entnehmen, wobei ich persönlich Entnahmeraten unterhalb von 3% für zu konservativ halte. Aber das ist, man kann es nicht oft genug sagen, genau wie bei der Aktienquote im Depot, Geschmackssache.
Die Wahl der eigenen Entnahmerate hängt neben der persönlichen Bereitschaft Kursrisiken einzugehen auch von der Länge der Entnahmephase ab. Je länger, desto mehr Vorsicht ist geboten. Die folgende Grafik stellt die sichere Entnahmerate in Abhängigkeit von Pleite-Wahrscheinlichkeit und Dauer der Entnahmephase dar:
Die Zahlen basieren auf einer historischen Analyse des S&P 500 TR Index der letzten 120 Jahre. Jede Linie steht für eine bestimmte Pleite-Wahrscheinlichkeit (siehe Legende oben rechts). Je höher die Pleitegefahr, desto höher ist bei gleicher Laufzeit die Entnahmerate. Bei der Bestimmung der individuellen maximalen Pleitewahrscheinlichkeit sollten unbedingt auch weitere verfügbare Vermögensgegenstände wie Renten, Immobilien etc. berücksichtigt werden. Wer sich im Notfall zwecks Deckung der Grundbedürfnisse auf alternative Einkommensquellen verlassen kann, oder bereit ist bei einer möglichen Krise den Gürtel temporär enger zu schnallen, der darf hinsichtlich der Pleitegefahr natürlich riskanter vorgehen.
Beispiel: Peter ist 40 Jahre alt und plant mit 55 vorzeitig in Rente zu gehen. Da er bis dahin voraussichtlich auch noch insgesamt 50 Rentenpunkte erworben haben wird, ist er bereit, eine Pleitewahrscheinlichkeit von 2,5% zu akzeptieren (dunkelblaue Linie). Um daneben auch noch das Langlebigkeitsrisiko zu berücksichtigen, soll seine Rente mindestens bis zu einem Alter von 100 Jahren gesichert sein. Die Dauer der geplanten Entnahmephase beträgt also insgesamt 45 Jahre und die sichere Entnahmerate liegt dementsprechend bei 3,62%.
Schritt 2 – Berechne die Lücke zum benötigten Ziel-Vermögen
Unter Kenntnis der sicheren Entnahmerate, deren Höhe maßgeblich durch den Risikoappetit und die geplante Dauer der Entnahmephase bestimmt wird, können wir nun ganz einfach ermitteln welches Kapital zur Deckung der Lebensausgaben benötigt wird. Dazu müssen wir zunächst einfach die geplanten jährlichen realen Ausgaben (also heutiges Preisniveau) durch die im ersten Schritt bestimmte Entnahmerate dividieren. Von diesem Wert gilt es dann das bereits vorhandene Vermögen abzuziehen, um am Ende zum eigenen Sparziel zu gelangen.
Es zählt natürlich nicht nur das aktuelle Barvermögen, zukünftige Zahlungen müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Es ist der Gegenwartswert der zukünftigen Zahlungen zu ermitteln. Dazu werden die zukünftigen Zahlungen mit der durchschnittlichen realen Aktienmarktrenditen, die hier einfach mit 7% angenommen wird, abgezinst. An dieser Stelle könnte man stutzig werden und den berechtigten Einwand erheben, dass diese Annahme für die zukünftige Aktienmarktrendite etwas hoch gegriffen ist. Doch im Rahmen der hier vorliegenden Berechnung ist diese Annahme konservativ. Denn mit einer hohen Rendite als Grundlage für die Abzinsung wird der resultierende Barwert, und damit auch das bereits vorhandene Vermögen, geringer. Und die Annahme von 7% p.a. bietet einen weiteren Vorteil: der Gegenwartswert lässt sich damit auch mit der Daumenregel, dass sich der Wert einer zukünftigen Zahlung ca. alle 10 Jahre halbiert, in vielen Fällen schnell im Kopf errechnen. Die folgende Grafik ist bei der überschlägigen Barwert-Berechnung hilfreich:
Auf der senkrechten Achse kann die Höhe des laufzeitabhängigen Diskontfaktors abgelesen werden. Wird dieser anschließend mit der Höhe der zukünftigen Zahlung multipliziert, erhält man den Barwert. Man kann an dieser Grafik auch sehr gut die oben erwähnte Daumenregel nachvollziehen, der Diskontfaktor halbiert sich in etwa alle 10 Jahre.
Peter (40) (siehe oben) will in 15 Jahren im Alter von 55 in Rente gehen. Mit 60 wird er eine große Einmalzahlung aus einer Lebensversicherung erhalten. Außerdem plant er 12 Jahre nach Beginn der Entnahmephase, im Alter von 67, für weitere 33 Jahre, bis Peter 100 ist, eine monatliche Rente i.H.v. 1.700 Euro zu beziehen. Zwecks Bewertung der Einmalzahlung in 20 Jahren müssen wir diese nur mit dem entsprechenden Diskontfaktor i.H.v. 25,8% multiplizieren, um anschließend den heutigen Gegenwert zu erhalten. Bei der Rente gestaltet sich dies etwas komplizierter, da es sich um eine fortlaufende Zahlung handelt. Wer vermeiden will jede einzelne Rentenzahlung separat zu bewerten, der geht wie folgt vor: insgesamt plant Peter 1.700 x 12 Monate x 33 Jahre = 673.200 Euro Rente zu beziehen. Die durchschnittliche Wartezeit bis zum Bezug einer Rentenzahlung beträgt (100-67)/2+(67-40) = 43,5 Jahre. Das bedeutet, wenn Peter 83,5 Jahre alt ist wird er 50% der erwarteten Renten erhalten haben. Weitere 50% liegen dann noch vor ihm. Dementsprechend multipliziert er die Summe aller Rentenzahlungen mit dem dazugehörigen Diskontfaktor (hier: 43 Jahre entspricht 5,5%) um den Barwert der gesamten Rente zu bestimmen.
Wer jetzt meint man könnte sich reich rechnen, indem man einfach seinen Planungshorizont verlängert und so länger Rente bezieht, der irrt sich. Denn für jedes weitere Jahr Rentenbezug verschiebt sich auch der mittlere Bezugszeitpunkt etwas nach hinten, was eine Reduktion des Diskontfaktors mit sich bringt. Am Ende gleichen sich beide Effekte nahezu aus, ab einem Alter von 90 ist es völlig unerheblich wie lange der Planungshorizont ist. Der Barwert der Rente reagiert kaum noch auf eine Verlängerung der Bezugsdauer.
Die Grafik zeigt: Peters Barwert der erwarteten Rente liegt bei maximal ca. 35.000 Euro, unabhängig vom geplanten Alter. Ein Tuning der Planung über eine längere Lebenserwartung ist an dieser Stelle nicht möglich.
Abschließend gilt es nur noch die Barwerte aller vorhandenen Vermögensgegenstände aufzuaddieren und mit dem zuvor definierten Vermögensziel zu vergleichen.
Peter möchte später einmal über 36.000 Euro brutto pro Jahr verfügen. Dazu benötigt er gemäß seiner persönlichen sicheren Entnahmerate i.H.v. 3,62% insgesamt 36.000 / 3,62% = 994.475 Euro Vermögen. Sein Depotwert beträgt derzeit 200.000 Euro, der Barwert der Rente liegt bei 35.000 Euro, und die Einmalzahlung aus der Versicherung ist heute 10.000 Euro wert. In Summe verfügt Peter derzeit über insgesamt 245.000 Euro. Es verbleibt eine Lücke von ca. 750.000 Euro.
Ist das Vermögensziel größer als das gegenwärtige Vermögen, dann stellt die Differenz das Sparziel dar. Andernfalls könnte man (theoretisch) sofort mit dem Entsparen beginnen. Doch Vorsicht: besteht das gegenwärtige Vermögen zu einem großen Teil aus abgezinsten zukünftigen Zahlungen, droht die Gefahr der temporären Pleite. Da es sich bei der hier dargestellten Methode jedoch nur um eine grobe Planung handelt, werden derartige Sonderfälle im weiteren Verlauf nicht berücksichtigt.
Schritt 3 – Ermittle den erforderlichen Sparbetrag bzw. die Länge der Ansparphase
Nachdem das aktuelle Vermögen, das Vermögensziel und letztendlich auch die daraus resultierende Lücke bestimmt sind, fehlt nur noch die benötigte Sparrate. Also konkret der Betrag, der während der Ansparphase pro Jahr investiert werden muss, damit zum geplanten Zeitpunkt das Zielvermögen verfügbar ist.
Peter weiss nun, dass er insgesamt ca. 1 Millionen Euro benötigt, um seinen Plan einer Rente mit 55 umzusetzen. Außerdem verfügt er bereits heute über ein Vermögen i.H.v. 250.000 Euro, das entweder bereits breitgestreut in Aktien investiert ist oder unter Verwendung der erwarteten Aktienmarktrendite bewertet wurde. Es gilt also in den kommenden 15 Jahren eine verbleibende Lücke von 750.000 Euro zu schließen.
Die Höhe des benötigten Investments zur Erreichung des Zielvermögens hängt nicht nur von der Größe der zu schließenden Lücke und der verbleibenden Zeit ab, sondern auch von der Höhe des bereits verfügbaren Vermögens. Denn dieses wächst im Zeitablauf ebenfalls in Höhe der erwarteten Rendite weiter an. Das gilt auch für den zuvor ermittelten Barwert der zukünftigen Zahlungen, der mit kürzer werdender Wartezeit ebenfalls in Höhe der Aktienmarktrendite steigt. Denn bei der Berechnung des Barwerts wurde zwecks Abzinsung die gleiche Rendite zugrunde gelegt. Wie zerronnen, so gewonnen.
Die folgende Tabelle berücksichtigt beide Effekte gemeinsam und ist wie folgt zu lesen: die waagerechte Achse (0% – 100%) beschreibt den Anteil des Zielvermögens, der bereits heute vorhanden ist ((Depotwert + Barwert zukünftiger Zahlungen) / Zielvermögen). Auf der senkrechten Achse sind die Jahre bis zum Beginn der Rente abgetragen. Die einzelnen Felder der Tabelle enthalten den notwendigen jährlichen Sparbetrag, ausgedrückt in Prozent vom Zielvermögen:
Peter verfügt heute über ca. 250.000 Euro Vermögen, sein Zielvermögen liegt bei 1 Mio. Euro. Er besitzt heute also bereits 25% seines Zielvermögens. Außerdem plant er in 15 Jahren von seinem Vermögen zu leben. Daraus ergibt sich, dass Peter in der Zwischenzeit jährlich 1,2% (gelbes Feld) seines Zielvermögens, das entspricht 1 Mio. x 1,2% = 12.000 Euro p.a., sparen und anlegen muss, um sein Ziel nach Ablauf von 15 Jahren zu erreichen. Könnte Peter sogar 2,3% des Zielvermögens = 23.000 pro Jahr sparen, dann würde er nur 12 Jahre benötigen (er wandert in der Tabelle drei Zeilen nach oben). Spart er dagegen ab jetzt nichts mehr, dann muss er noch gute 20 Jahre warten (er wandert in der Tabelle 5-6 Zeilen nach unten).
Die Tabelle enthält positive und negative Werte, farblich abgegrenzt als grüne bzw. rote Felder. Bei den roten Feldern handelt es sich um Kombinationen aus vorhandenem Vermögen und Investmenthorizont, die zusätzliche Ersparnisse erfordern, um das Vermögensziel in der gewünschten Zeit zu erreichen. Bei den grünen Feldern ist es umgekehrt. Hier könnte man bereits sofort damit beginnen das Vermögen zu entsparen, die einzelnen Werte der Tabelle sind dann als Entnahmerate bezogen auf das Zielvermögen zu verstehen. Wer sein Zielvermögen bereits erreicht hat (Spalte 100%, ganz rechts), der kann bei 7% Rendite p.a. zu Beginn des Jahres ewig 6,5% entnehmen.
Soweit die Theorie. An dieser Stelle werden schnell die Grenzen einer groben Planung deutlich. Kritische Leser könnten anmerken: wer mit durchschnittlichen Renditen arbeitet, der verkennt, dass die Realität ganz anders aussieht. Da geht es im ersten Jahr 20% hoch, dann wieder 20% runter, anschließend passiert 3 Jahre nichts etc. Wird das berühmt berüchtigte Sequence of Return Risk schlagend, dann versagt jede Planung, die auf durchschnittlichen Renditen basiert.
Aber für eine erste grobe Abschätzung auf den ersten 2/3 der Reise zur eigenen finanziellen Unabhängigkeit ist es meiner Meinung nach völlig ausreichend so vorzugehen. Man muss nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen. Wer sich jedoch konkret mit dem Gedanken befasst vom eigenen Vermögen zu leben, dessen Finanzplan sollte auf Herz und Nieren geprüft sein, und auch sehr adversen Szenarien standhalten.
Spannend! Die Tabelle in Schritt 3 habe ich in dieser Form noch nicht gesehen.
7% Rendite p.a. erscheinen für die nächsten 10-15 Jahre allerdings recht optimistisch. Wie verändert sich das Bild, wenn man hier eine niedrigere Rendite annimmt?
Hi Freya, diese Tabelle ist für mich auch das Highlight des Artikels, der Rest ist quasi darum herum entwickelt. Ich kann morgen gerne noch eine 5%-Version nachliefern.
Das würde mich auch sehr interessieren 🙂
Viele Grüße
Jenni
Danke für die Inspiration, Georg. Auf Basis der 7%-Tabelle und der Formel für die Aufzinsung habe ich neben einem Nachbau der 7%-Tabelle eine Tabelle für 5% und für 3% erstellt. Da ich in der 7%-Tabelle exakt die gleichen Zahlen erhalte wie Georg (aufgerundet auf eine Nachkommastelle), gehe ich davon aus, dass ich die richtige Formel verwende und die Tabellen für 5% und 3% Rendite richtig sind.
Bei 5% Rendite müßte Peter schon 2,1% des Zielvermögens pro Jahr zurücklegen. Sollte Peter nur 3% Rendite machen, müsste er schon 3,2% des Zielvermögens pro Jahr zurücklegen.
Vorteil meiner Excel-Tabellen ist, dass ich nur in einer Excel-Zelle die Rendite ändern muss und sich sodann alle Zellen der Matrix automatisch anpassen.
Im Beitrag wird zutreffend darauf hingewiesen, dass es nur eine Schätzung sein kann. Man kann schließlich im Voraus nicht wissen, wieviel Rendite man machen wird.
Was ich mich jedoch frage: Welche Rolle spielt in dem Beispiel mit Peter die Inflation? Möchte Peter in 15 Jahren 36.000 € entnehmen in heutigem Wert gerechnet oder will er diesen Betrag in 15 Jahren entnehmen?
Hi, wenn man einmal die Formel gefunden hat ist es ganz einfach. Wichtig ist aber eine Sache: wer 5% oder 3% oder was auch immer anwendet, der muss konsistenterweise auch damit abzinsen. In dem Beispiel würde sich also Peters Barwert der Rente etc erhöhen und die Sparlücke geringer ausfallen. Da sind 2 gegenläufige Effekte am Werk. Wie sehen dann deine Werte aus?
Zum Thema Inflationsanpassung: die x%-Regel geht von einer regelmäßigen Anpassung des Entnahmebetrags an die Inflation aus. Von daher ist dieses Problem bereits gelöst.
Bei 7% Rendite und 5,5% Diskontfaktor (43 Jahre) komme ich auf 37.026,00€ Barwert für die Rente. Was übersehe ich, da du schreibst, dass der Barwert der Rente maximal 35.000€ ist?
Unter der Annahme, dass ich die Barwerte der Rente und der Versicherung richtig berechne/berücksichtige, komme ich auf folgende Werte:
Barwert der Rente=673.200€*12,27% (=Diskontfaktor bei 5% Rendite und 43 Jahre Wartezeit) = 82.604,33€.
Barwert der Versicherung: Wenn der aktuelle Barwert der Versicherung bei 7% Rendite 10.000€ beträgt, dann ist der aktuelle Barwert auch bei zukünftig 5% Rendite 10.000€. Peter wird in 20 Jahren bei 5% Rendite etwa 12.164€ weniger rausbekommen als bei 7% Rendite.
Summe aus Depotwert, Barwert Rente und Barwert Versicherung ist also 292.604,33€. Das sind 29,42% des benötigten Vermögens.
Für „30% aktuelles Vermögen“ und „15 Jahre bis Rentenbeginn“, zeigt mir die 5%-Tabelle an, dass Peter pro Jahr 1,7% des Zielvermögens zurücklegen muss. Das sind pro Jahr 16906,08€, pro Monat 1408,84€.
Bei einer Rendite von 7% waren das 1,2%, was 11933,70€ pro Jahr entspricht und pro Monat 994,48€.
Für die Berechnung dieser Werte habe ich 994.475,00€ verwendet, nicht wie du schreibst eine Million. Was absolut okay ist, da es um eine Bierdeckelrechnung geht.
Und bei 3% Rendite komme ich gemäß obigem Rechenweg auf 2%, die Peter pro Jahr zurücklegen muss, also 19889,50€ im Jahr, was 1657,46€ pro Monat entspricht.
Moin Radoslaw, Danke fürs Ergänzen der Zahlen. Ich habe mein Spreadsheet als Antwort an Freya & Jenni hinzugefügt (siehe Link weiter unten). Bei der Bewertung der Rente bin ich überschlägig vorgegangen, so wie im Text dargestellt. Vielleicht hast du etwas präziser gerechnet und jeden Renten Cash-Flow einzeln bewertet?
Bei der groben Methode die nur einen Diskontfaktor benötigt, stehen eine längere Rente und ein dadurch geringerer Diskontfaktor in einer kompensatorischen Beziehung zueinander. Aber auch wenn man exakt rechnet, sollten die zusätzlichen CFs am langen Ende nicht mehr viel Gewicht haben. Worauf ich hinaus will ist, dass der Planungshorizont keinen wesentlichen Einfluss auf das Ergebnis hat.
Hallo Radoslaw, kannst Du Dein Excel Tool teilen hätte auch interesse. Danke, Gruß
Thomas
Hallo Thomas, hallo alle Interessenten,
anbei findet ihr das Excel-Dokument mit den Renditematrizen. Nach dem ersten Tabellenblatt mit den Diskontinformationen folgen drei weitere, in denen die prozentualen Vermögenswerte für Renditen 3, 5 und 7% enthalten sind.
Ich habe die drei drinnen gelassen, um den Unterschied im Vergleich sehen zu können. Man kann aber auch einfach in Zelle C4 die Rendite auf irgendeinen Wert ändern, sodass dann in diesem Tabellenblatt die Werte entsprechend der neuen Rendite angezeigt werden.
An Georg: Leider kann ich kein Excel-Dokument über den „attach picture“-button in den Kommentar hochladen.
Ich habe keinen dropbox-Account oder ähnliches.
Welche Möglichkeiten bestehen, um ein Excel-Dokument zu teilen?
Ohne einen solchen (gratis) account geht es leider nicht. Ich empfehle google drive. Oder du teilst 3 Bilder, aber das wäre natürlich weniger spannend.
Danke, ich habe noch einen uralt Google drive-account reaktivieren können. Habe die Tabelle in google-dcos hochgeladen. Hier der Link: https://docs.google.com/spreadsheets/d/e/2PACX-1vS1bu2ZU11lEKKJtr4z1pFhRqedqvZTB0UkhVpnvByIPbQZcFPR07MU09JB8USZVbu5TfHkqV0UmcuK/pubhtml
Ich hoffe das klappt. Ist das erste Mal, dass ich per google docs eine Datei veröffentliche.
Edit1: Leider sind mit dem Upload alle hinterlegten Formeln gelöscht worden. Es blieben nur die Zahlen erhalten. Weiß jemand, wie ich ein Excel-Dokument in google sheets hochlade mit der Maßgabe, dass die Formeln erhalten bleiben?
Edit2: Die Formeln blieben wohl doch erhalten, und werden in google sheets angezeigt. Wenn ich in Zelle C4 die Rendite ändere, passen sich auch die Zahlen in der Matrix an, sogar dessen bedingte Formatierung in grün oder rot. Wenn ich die Datei von google-sheets herunterlade, sehe ich die Formeln auch in Excel.
here we go: https://1drv.ms/x/s!Ahp8goc2C9WchcEjeG-cHnFrsmVmJg?e=8Z3bvB
mit diesem Tool habe ich die Tabelle für den Artikel erstellt. Ich nutze für solche Analysen bevorzugt Datentabellen. Sollte nach Veränderung der Eingabeparameter nichts passieren, dann einfach F9 drücken.
Gleichbleibend spannender Artikel für Jüngere als such kurz vor FIRE.
Die Tabelle unter 3 ist definitiv das Highlight. Beeindruckend die exponentiellen Sprünge von 1 auf 2 auf 3 Jahre…
Ein Loblied auf das OMY!
Friedrich Merz wäre sicher stolz auf deinen Bierdeckel 🙂
Was ist denn OMY? Beim Finanz Meme Account konnte mir wenigstens Google noch helfen, aber hier finde ich nur einen Flughafen Code und irgendwas mit Ausmalbildern 🙂
Den Merz würde ich persönlich auch gerne an einflussreicher Stelle sehen.
One More Year. FIRE Wording
https://www.physicianonfire.com/omy/
Wäre direkt mal ein Blog Vorschlag
Danke, da hätte ich auch drauf kommen können 🙂
um ganz ehrlich zu sein, der Titel klingt verheißungsvoll nach verständlicher Kost.
Nach dem Durcharbeiten bleibt bei mir leider nur die Erkenntnis des Dunning-Kruger-Effekts hängen.
Interessant ja, auch nachvollziehbar, aber Bierdeckelrechnung auf keinen Fall. Vielleicht wäre es mit einem Excel-Download besser, ansonsten schwere Kost für Einsteiger
Wüßte gar nicht wie ich so eine Rechnung selbst auf die Beine stellen könnte und nachbauen
Moin Peter,
das Thema Finanzplanung birgt eine gewisse Grundkomplexität, die sich nicht weiter eliminieren lässt. In dem Artikel habe ich versucht das ganze auf 3 Schritte zu reduzieren:
1. Wieviel brauche ich?
2. Wieviel habe ich?
3. Wieviel muss ich noch sparen?
Die Tabellen & Grafiken dienen extra dem Zweck selbst nicht mehr kompliziert rechnen zu müssen. Für den Barwert nutzt du einfach die Diskontfaktoren aus der Grafik, für den Sparbetrag die Tabelle. Ich glaube für den geringen Aufwand erhält man mit dieser Methode ein recht präzises Ergebnis.
Habe den Artikel auch ein paar Freunden geschickt, die leider alle davon überfordert waren 🙁 aus meiner Sicht ist der Artikel auch „einfach“, aber da sieht man halt mal, wie man auch in seiner eigenen Blase ist!
Ich würde behaupten der Artikel überfordert 80% meiner Bekannten (überwiegend Akademiker). Vielleicht eher >80%.
Deshalb schick ich sowas nicht an meine Bekannte…
Ja wir sind hier in einer Blase und Georg so dankbar dafür 🙂
Ja das Thema Finanzen ist nicht ganz einfach, sonst hätten wir auch mehr Aktionäre in Deutschland.
Ich habe es aufgegeben zu versuchen Leute zu bekehren die keine eigene Motivation mitbringen sich diesem Thema zu nähern. Vermutlich interessieren sich deine Bekannten nicht so sehr für Finanzplanung und finanzielle Unabhängigkeit und überfliegen den Text daher nur schnell. Dann versteht man natürlich nur Bahnhof. Man muss schon eine gewissen Leidenschaft fürs Thema mitbringen, und sich die intensiv damit befassen. Das Geld liegt nicht offen auf der Straße herum. Schade nur wenn dies erst mit Ü 50 erkannt wird.
Der Punkt ist: Am Ende liegt das Geld nicht offen auf der Straße rum – aber es liegt dort und ich kehre es täglich zusammen.
Mit minimalem finanziellen Bildungsaufwand, etwas Gedanken zur Lifestyleinflation und einem Einkommen in der unteren Mittelklasse (Sparquote) ist das alles kein Hexenwerk.
Gerade aktuell erzählt der ein oder andere im (akademischen)Freundeskreis wieder was von der Steuererklärung die schon längst fertig ist. Wenn ich dann andeute, dass ich noch auf die Jahresbescheinigung der Bank für die Anlage KAP warte, kommt oft die Frage wozu? „Niemals im Leben werde ich meinen Sparerpauschbetrag verbrauchen“ ist dann meist die Antwort und zeigt schnell den Finanzbildungshorizont auch unter Akademikern. Ich habe aber auch aufgehört das Thema dann noch breit zu treten.
Akademiker = überdurchschnittlich gebildeter Mensch mit hohen kognitiven Fähigkeiten? Da hab ich so meine Zweifel. Ich kenne zahlreiche Akademiker auf die dies nicht zutrifft. Grund ist die Bildungsinflation. 70% aller Grundschüler gehen aufs Gymnasium, die Lehrer werden von den Eltern unter Druck gesetzt und erpressen gute Noten. Anschließend schreibt man sich an einer privaten Bezahl-Uni ein und darf sich Akademiker nennen.
Hast du dafür Belege? Ich lese ja deine Posts ganz gerne, aber das scheint mir doch ein arg schiefes Narrativ zu sein.
Ich habe leider keine aktuellen Zahlen für Gesamtdeutschland gefunden, aber z.B. in Baden-Württemberg gab es kürzlich eine Gymnasialquote von 43% ( https://km-bw.de/,Lde/Startseite/Service/2020+01+30+Uebergangsquoten+zum+Schuljahr+2019_2020+bleiben+stabil ). Sehr großzügig könnte man noch 13% für die Gemeinschaftsschulen hinzurechnen, wäre dann aber auch erst bei 56% und das bei sehr großzügiger Rechnung.
Dass sich allerdings auch viele Akademiker nicht mit Finanzen auskennen (wollen), sei aber unbestritten.
Die Zahl kann ich nicht belegen da auch nur „aus der Hüfte geschossen“. Aber der Vater meiner Frau war bis vor kurzem Lehrer an einem Gymnasium und hat sehr viel darüber berichtet wie sich sein Beruf im Laufe der Jahrzehnte ins negative entwickelt hat. Gibst du einem Schüler schlechte Noten oder kritisches Feedback, kommen sofort Eltern vorbei und machen Druck. Zusätzlich konkurrieren die Rektoren um Notendurchschnitte und Absolventen-Quoten. Die Konsequenz ist, dass im Vergleich zu früher sehr viel mehr Schüler das Abitur generell und mit guten Noten bestehen. Wir erleben eine Bildungsinflation. In Frankfurt hat letztes Jahr die letzte verbleibende Hauptschule geschlossen.
Ich danke trotzdem fürs Teilen 🙂
Vielen Dank Georg fuer den „Bierdeckel“!
@Peter, Jenni, Niklas, vielleicht helfen mehr Bsp den „Bierdeckel“ besser zu verstehen, wollt ihr es fuer Euch mal durchspielen?
Bsp: fiktive Fam.Joerg, verh., Ki aus dem Haus, mietfreies Wohnen,
mit 55J gemeins. Rentenpunkte: 53+22=75 (Wert zZ 34,19€/Punkt also 2.565€ Monatsrente, mit 14,4% Abschlag bei 63J: ca. 2.200€/m)
Monatl. Budget: 2.500€ (netto ca. 2.000€),
„Pleitewahrscheinlichkeit 5%“ (2te Linie von oben aus Schritt_1), also mit anfaenglicher, sicherer Entnahme von ca 3,9% rechnen, Dauer 40J (bis Alter 95J)
Kapitalbedarf: 2.500€/m x 12m = 30.000€/a geteilt durch 0,039 (3,9% Entnahme) = 769.000€
Rente mit 63J: (95J-63J)/2+(63J-55J)=24J bis 50% empfangen, Diskontfaktor: ca. 20% (Grafik aus Schritt_2), also RenteAbschl 2.200€/m x 12m x 32J = 845.000€ Rente x 0,2 = 169.000€ Rentenbarwert
Anzusparen also: 769.000€ – 169.000€ = 600.000€
@alle, so richtig gerechnet?
Jetzt die Ueberschlags-Probe:
Um die 8 Jahre (55J-63J) zu ueberbruecken, werden 240.000€ benoetigt (8x30k).
Um die Abschlag-Rente ab 63J (2.200€ brutto) aus dem ETF-Depot aufzustocken, werden aufgerundet, sagen wir 500€/mo = 6.000€ pro Jahr benoetigt.
So kommt auch nach Steuern und Sozialversicherungen deutlich ueber 2.000€/m netto auf dem Kto an.
Bei 3,8% Entnahmerate waeren fuer 6.000€ Entnahme/a „nur“ 158.000€ ETF-Depot (100% ETF) noetig.
Insgesamt wuerden also (240k+160k) 400.000€ m 55J fuer die fikt. Joergs ausreichen?!
Die Bierdeckel-Rechnung nach Georg ist zieml. konservativ fuer Leute, die bereits auf der Zielgeraden zur Rente sind?!
LG Joerg
Bei den ersten 8 Jahren vielleicht noch 10% Aufschlag zwecks Inflationsausgleich? Außerdem fehlt hier meiner Meinung nach die Berücksichtigung des SoRR. Dafür bräuchtest du einen Puffer (-> 30.000 geteilt durch Entnahmerate für 8 Jahre) wäre der wahre Bedarf.
Den Diskontfaktor sehe ich hier bei 25,8% / 20 Jahre. Du rechnest ja alles zum Alter von 55, den Start der Rente, und Planungshorizont bis 95. Der Rentenbarwert wäre dann etwas höher, ca. 50k, so dass die Lücke insgesamt am Ende nur noch 110k beträgt (ohne SoRR Puffer bis 63).
Danke, Georg,
dachte auch an Inflationsausgleich/SoRR-Puffer bis 63J, aber habe ihn dann weggelassen:
Koennte man nicht die 240k fuer die ersten 8 Jahre zB sehr konservativ in 60-80% Cash 40-20% ETFs anlegen und regelbasiert (im Plus aus ETF, im Minus aus Cash) entnehmen (oder gleich 4-6J Glidepath *finanzen-erklaert.de/glidepath-entnahmestrategie-niedrigzinsphase/) und so mindestens den Inflationsausgleich vereinnahmen bei kaum SoRR?
Wie kommst Du auf Renten-Diskontfaktor(25,8%)/20Jahre?
Bzw warum ist meine Rechnung analog zu deinem Bsp verkehrt?
„Die durchschnittliche Wartezeit bis zum Bezug einer Rentenzahlung [Bsp Peter] beträgt (100-67)/2+(67-40) = 43,5 Jahre“
Bsp_Joerg (95J-63J)/2+(63J-55J) = 24 Jahre
Probe: Die Haelfte der Rentenzahlungen wuerden wir bis 79 Jahren (63J+16J) erhalten. Bis dahin waeren es im Bsp doch noch (79J-55J) 24 Jahre?
LG Joerg
Das was Du vorschlägst ist sicherlich klug und spart Kapital (über 8 Jahre macht man eher keine ETF basierte Entnahmestrategie mit SoRR, siehe https://www.finanzen-erklaert.de/cash-entnahme-inflation-gefahr/). Die Frage ist ob sich Dein Beispiel zur Überprüfung des Bierdeckels eignet.
Ich denke die Abweichung hinsichtlich Kapitalbedarf erklärt sich aus der besonderen Konstellation kurz vor Rente sein + relativ geringe Entnahme ab Rente. Von daher ein Spezialfall bei dem effektiv nur ein paar Jahre zu überbrücken sind. Beispiel-Peter ist davon auch betroffen, aber weniger als Du (geringere Rente + grösseres Budget). Je geringer der relative Anteil regelmäßiger zukünftiger Zahlungen am Gesamtbudget, desto besser der Fit zwischen Modell & Realität?
Bzgl Diskontfaktor hast Du Recht, da hab ich mich mal wieder selbst reingelegt. Wir Zinsen mit der Aktienmarktrendite auf heute ab und legen die Rente dann in den fiktiven Aktientopf, der mit 7% rentiert. Sonst wäre die letzte Tabelle nicht richtig.
Ausserhalb des Bierdeckels / ohne diese Tabelle würde ich persönlich aber Rente & ETF Portfolio separieren. Ich hätte die Rente auf den Tag des FI Beginns abgezinst, und das ETF Portfolio + Einzahlungen auf diesen Tag hochgerechnet. Das finde ich persönlich intuitiver und führt zum gleichen Ergebnis. Aber dann kann man wie gesagt leider nicht mehr die schöne Tabelle nutzen.
Hi Jörg,
mit dem Abzinsen 7% oder irgendeine andere Zahl des Barwertes der Rente tue ich mir auch gedanklich schwer. Rational kann ich das begreifen, aber wer wie in deinem Beispiel mit Mitte 50 aufhört, denkt eher an eine „Brückenlösung“ als an 50 Jahresentnahme inklusive mehrerer SoRR. Die GR konservativ als inflationsbereinigt anzunehmen, dazu irgendwelche Zusatzrenten wie BAV, Riester etc. reicht bei einem semifrugalen Lebensstil meist schon für mehr als den Grundbedarf (bis 55 sammeln sich ja nennenswerte RP an).
So darf der Entnahmetopf gerne schrumpfen und der Rest ist dann mit einer SWR ab Vollrente für die netten Luxusausgaben oder einfach nur Angstreserve
[…] zur Pleitewahrscheinlichkeit: Georg hat neulich eine interessante Grafik auf seinem Blog veröffentlicht, die auf den historischen Verläufen des S&P 500 Aktienindex beruht. Er stellt die möglichen […]
Warum kann man bei der LV eigentlich nicht einfach den momentanen Rückkaufswert zum aktuellen Vermögen rechnen?
Das wäre doch auch reeller, als den Endwert mit 7% abzuzinsen.
Die ganze Berechnung geht davon aus, dass dein Vermögen in Aktien mit x% Rendite investiert ist. Durch das abzinsen mit der Aktienmarktrendite machst du andere Assets in dieser Rechnung „gleichnamig“. Den Rückkaufswert darfst du hier (in dieser Kalkulation) nur verwenden wenn du auch tatsächlich verkaufst und sofort umschichtest.
Die Theorie habe ich schon verstanden. Allerdings ist es doch so, dass das Geld aus der LV durch den Garantiezins klar definiert und sicher ist, ebenfalls ist die Zahlung aus der GRV relativ sicher zu prognostizieren, die Aktienmarktrendite jedoch nicht. Von daher fände ich es sinnvoller, die Verzinsung der Aktien an die sicheren Assets anzugleichen, also vielleicht 2-3%, oder zumindest einen Mittelwert von 5% zu nehmen, als alles einer fiktiven Aktienrendite zuzuschreiben. Oder käme man da zu ähnlichen Ergebnissen?
Eben weil die Zahlungen sicher ist muss hier mit der Aktienmarktrendite abgezinst werden. Anschließend wird der Betrag gemäß Annahme in der Tabelle wieder mit der gleichen Rendite aufgezinst, und es ergibt sich der exakte Garantiebetrag zum Stichtag in der Zukunft.
Der Rückkaufswert ist sicherlich höher als der Barwert unter Verwendung der Aktienmarktrendite. Dies würde dann zu einer Überschätzung des Wertes in der Zukunft führen.
Hallo Teilaussteiger,
verstanden haben ich schon wie Georg das macht. Es ist wohl auch zur Anschauung seiner Cases. Ich selbst handhabe das für meine eigene Planung auch anders. Denn ich unterscheide bewusst zwischen risikobehafteten und risikofreien/-armen Anlagen.
Deshalb nehme ich Rentenversicherungen mit Ihren Garantiezusagen und die GRV nach der letzten Renteninfo ohne reale Steigerung, also inflationsbereinigt in meine Planung.
Hallo Georg,
Erstmal großes Lob für deine tollen Artikel, die ich schon seit einiger Zeit als stiller Leser verfolge!
Meine Frage: wie soll ein privat genutztes Eigenheim (evtl. Noch in der Tilgungsphase) in der Rechnung berücksichtigt werden?
In der Entnahmephase spare ich eigentlich nur die Miete, unabhängig vom tatsächlichen Wert der Immobilie. Wäre es nicht auch interessant, ein Darlehen auf das Eigenheim aufzunehmen, und das Geld dann in das Depot zu stecken und dann ca. 3,5 bis 4% zu entnehmen? Solche Darlehen für über 60-jährige gab es bis vor kurzem anscheinend nicht, läuft aber unter „Best Ager“ Darlehen bei einem großen Versicherer. Bedingungen: Man ist über 60, und hat ein voll abbezahltes Eigenheim. Dann bekommt man bis zu 40 % des Wertes als langfristiges Darlehen zu Konditionen einer Baufinanzierung (grob 1%?). Man bleibt weiterhin Eigentümer und die Rückzahlung machen dann die Erben.
Mit dieser Methode könnte man ein paar Jahre früher in Rente gehen…
Hi Stefan, vielen Dank für die netten Worte!
Deine Idee ist für mich neu und klingt auf den ersten Blick interessant. Was ist denn mit der Tilgung? Da gibt es doch bestimmt einen Mindestwert pro Jahr.
Eine Immobilie in der Tiilgungsphase berücksichtigt man mit ihrem Wert (der naturgemäß eine Schätzung ist, solange man nicht verkauft) abzüglich der Restschuld.
Auf eine bereits abbezahlte Immobilie wieder ein Darlehen aufnehmen?
Ja, das könnte man machen. In den USA ist das schon lange üblich als sog. „umgekehrte Hypothek“ (reverse mortgage). Ums Jahr 2000 hat die Deutsche Bank das mal in Deutschland einführen wollen. Ich erinnere mich an die Ankündigungsartikel, danach hat man aber nie mehr wieder etwas davon gehört. Im Prinzip ist das eine gute Idee, denn von einem Haus kann man ja nicht herunteressen und beim durchschnittlichen Einfamilienhaus sind Teilverkäufe nicht üblich.
Hallo Georg, auch eine 0% Tilgung ist möglich. Man würde also wirklich nur die Zinsen zahlen. Noch ein paar weitere Infos: 40%vom Marktwert, aber max 160k€ als Darlehen möglich. Laufzeit: 25J (ist aber eigentlich zu kurz). Ist vielleicht diskutierbar. Für das konkrete Produkt müsste man sich beim Anbieter schlau machen, aber prinzipiell finde ich das interessant, denn wie schon Achim beschreibt, von der Immobilie kann man nicht abbeißen. Die Amis sind da schon weiter…
Moin Stefan, das ist wirklich interessant! Ich denke damit kann man etwas machen. Das Risiko für diese Verbesserung der Rente tragen, wie du sagst, die Erben. Diese würden dann ggf weniger erben wenn sie den Kredit ablösen müssen. Auf der anderen Seite steht die Chance des ETF Portfolios, welches sich sehr wahrscheinlich trotz Entnahmen positiv entwickeln wird. Wäre ich Dein Erbe würde ich diese Wette gerne eingehen wollen 🙂
[…] Geldflüsse, die mich ab dem Rentenalter erwarten würden, und diskontiere sie mathematisch ab (wie Georg es ein einem seiner letzten Artikel vorschlägt), beträgt der Wert dieser Rentenansprüche gerade mal knapp über 2.000 […]
[…] Aktien-ETF mit Entnahmestrategie oder gesetzliche Rente – was ist vorteilhafter?Die Bierdeckel Finanzplanung […]
[…] Die Barwerte von Renten (ihren Wert in heutigem Geld) habe ich mit folgendem Excel-Sheet und der Barwert-Funktion (BW, englisch PV) berechnet, siehe Die Bierdeckel Finanzplanung. […]
[…] Die Barwerte von Renten (ihren Wert in heutigem Geld) lassen sich mit folgendem Excel-Sheet und der Barwert-Funktion (BW, englisch PV) berechnen, siehe Die Bierdeckel Finanzplanung. […]
Hallo Georg,
ersteinmal großes Lob an deinen Blog! Du stichst in der deutschen Finanzblogszene mit deinen mathematisch fundierten Beiträgen echt positiv heraus und hast es mittlerweile zu meinem Lieblingsblogger geschafft.
Aber genug gelobt, ich habe natürlich auch eine Frage.:)
Gibt es für die erste Grafik eine dazugehörige Excel-Datei, die du veröffentlicht hast/veröffentlichen würdest? Ich würde diese gerne mit meinem Portfolio (70/30 MSCI World, MSCI EM) füttern, wohlwissend, dass die Datenreihen hier nur ca. 50 Jahre zurückgehen.
Danke dir!
Viele Grüße
NK
Hi Nik, vielen Dank für das große Lob! Aktuell habe ich leider kein separates Tool zur Berechnung dieser Ergebnisse, das sind quasi Nebenrechnungen die ich mit meinem Planungstool durchführe. Evtl. werde ich dieses irgendwann nachliefern.