In den letzten Wochen habe ich mir Gedanken über die EURUSD Wechselkursentwicklung gemacht, und mich mit der Frage befasst, ob es aktuell vielleicht sinnvoll sein könnte das Währungsrisiko abzusichern. Und ich bin mit meinen Sorgen auch nicht allein, wie diverse Leseranfragen zu diesem Thema zeigen. Die Ursache dafür ist die momentane Abwertung des US-Dollars gegenüber dem Euro, welche von den meisten Analysten mit dem deutlich besseren Corona Krisenmanagement in Europa im Vergleich zu den USA begründet wird. Die folgende Grafik zeigt die tägliche Entwicklung des Wechselkurses in diesem Jahr bis Anfang August:
Insbesondere seit Anfang Juni hat die USD Abwertung deutlich an Fahrt gewonnen, der Wechselkurs ist grob gesagt von 1,08 auf 1,18 gestiegen. Ein Devisenhändler würde von einem Anstieg von 10 „Big Figures“ sprechen, so nennt man in Fachkreisen die ersten beiden Stellen nach dem Komma. Jemand der Anfang Juni 100.000 USD im Portfolio hatte, konnte damals bei Verkauf 100.000 / 1,08 = 92.600 Euro erlösen. Wenig später betrug der Gegenwert in Euro nur noch 100.000 / 1,18 = 84.750 Euro, also ca. 7.850 Euro oder 8,5% weniger! Wenn man jetzt bedenkt, dass wir in der Vergangenheit auch schon Kurse von 1,60 gesehen haben, wird klar, warum das Thema für jeden global diversifizierten Anleger relevant ist.
Natürlich werde ich in diesem Artikel keine Handlungsempfehlung aussprechen, weil ich selbst auch nicht wissen kann, wohin die Reise in den kommenden Monaten gehen wird. Stattdessen soll dieser Artikel das notwendige Wissen für eine qualifizierte Entscheidung vermitteln. In diesem Artikel erfährst du
1) Wie du dein persönliches Währungsrisiko bestimmst
2) Was es generell kostet sich gegen das Währungsrisiko abzusichern
3) Drei Maßnahmen die du konkret ergreifen könntest, um dein Portfolio zu schützen
Beginnen wir gleich mit der ersten Frage!
Eine einfache Regel zur Berechnung des Währungsrisikos
Wenn du wissen willst wie hoch dein individuelles Währungsrisiko ist, dann ist es zunächst erforderlich deine offene Position zu bestimmen. Die konkrete Frage lautet: wieviele Euros habe ich in fremder Währung, hier US-Dollar, investiert. Mein eigenes Portfolio beispielsweise ist aktuell zu 52% in den MSCI World und zu 16% in den S&P 500 investiert. Der MSCI World besteht aktuell zu ca. 62% aus US-Werten. Das bedeutet, der Anteil des US-Dollars in meinem ETF-Portfolio beträgt aktuell 52% * 62% + 16% = 48,24%. Dazu kommen noch ein paar kleinere Positionen in Emerging Market Ländern, die ihre Währung direkt an den US-Dollar gekoppelt haben, wie z.B. die Vereinigten Arabischen Emirate oder Saudi Arabien. Grob gesagt ist also die Hälfte meines Portfolios dem US-Dollar Währungsrisiko ausgesetzt.
Um meine offene Position zu bestimmen multipliziere ich den USD Anteil mit dem gesamten Portfoliowert in Euro. Angenommen das Portfolio wäre insg. 2 Mio. Euro groß, dann beträgt der in USD investierte Anteil 1 Mio. Euro.
Mit der folgenden Regel lässt sich anschließend leicht das Risiko pro Pip ermitteln. Der EURUSD Wechselkurs wird üblicherweise mit 4 Nachkommastellen genannt, z.B. 1,1843. Oben hatten wir schon gesagt, dass die ersten beiden Nachkommastellen „Big Figures“ genannt werden, bei den letzten beiden Nachkommastellen spricht man in Fachkreisen von den „Pips“. Wir wollen also wissen, wie sich der Wert unserer Portfolios verändert, wenn sich der Devisenkurs um ein Pip hoch oder runter bewegt, und nutzen dafür die folgende Formel:
Wertänderung pro Pip = USD-Position in Mio. Euro x 100 / aktueller Wechselkurs
Am Beispiel oben wären dies 1 x 100 / 1,1843 = 84,43 Euro
Pro Pip Wechselkursänderung ändert sich der Wert meines Beispielportfolios also um ca. 84,43 Euro.
Beispiel: der Wechselkurs steigt von 1,1843 um 10 Pips auf 1,1853 an.
Vorher war mein Portfolio 1 Mio Euro x 1,1843 = 1.184.300 USD Wert. Mit dem neuen Wechselkurs ergibt sich zurückgerechnet auf Euro ein Gegenwert von 1.184.300 USD / 1,1853 = 999,156 Euro, was ca. 843,66 Euro weniger sind. Also ca. das 10-fache des oben berechneten Risikos pro Pip, denn der Wechselkurs hat sich um 10 Pips nach oben bewegt.
Wenn man ganz genau hinsieht, dann fällt auf, dass ich den neuen Portfoliowert nach dem 10 Pip Anstieg mit dem neuen, erhöhten Wechselkurs von 1,1853 ermittelt habe. Deshalb ist die Differenz zwischen altem und neuem Wert auch nicht exakt das 10-fache. Bei der Formel oben handelt es sich vielmehr um eine Annäherung, mit der man aber gut arbeiten kann. Um so stärker die erwartete Wechselkursbewegung, umso größer der Schätzfehler der Formel.
Wollen wir beispielweise wissen was ein Anstieg um 10 Big Figures (=1000 Pips) wie wir ihn in den letzten Monaten gesehen haben bewirkt, dann wäre das Schätzergebnis gemäß Formel ein Verlust von 1000 * 84,43 Euro = 84.430 Euro. Der tatsächliche Verlust beträgt aber 1.184.300 USD / 1,2854 – 1 Mio Euro = 78.652 Euro. Hier sieht man den Genauigkeitsverlust der Formel schon sehr deutlich, was daran liegt, dass das Währungsrisiko nicht linear, sondern konvex verläuft.
Ich hoffe du hast an dieser Stelle noch Lust weiter zu lesen, denn wir kommen nun zum zweiten Punkt, den Kosten der Währungsabsicherung.
Der zukünftige faire Wechselkurs ist aus heutiger Sicht bereits in Stein gemeißelt
Stellen wir uns folgende Situation vor:
Ausgangslage:
In einem Jahr erwartest du eine Zahlung i.H.v. 1 Mio. USD z.B. durch die Rückzahlung einer US-Staatsanleihe oder weil du planst alle deine US-Aktien zu verkaufen (ich nehme hier bewusst große Zahlen, damit es sich leichter rechnen lässt). Außerdem liegt der EURUSD Wechselkurs heute bei 1,18 USD pro Euro.
Problem:
Du weißt leider nicht, ob der EURUSD Wechselkurs in einem Jahr immer noch bei 1,18 liegt. Er könnte auch niedriger (gut für dich) oder höher (schlecht für dich, siehe oben) stehen. Auf negative Überraschungen hast du jedoch keine Lust.
Lösung:
Du beschließt dein Währungsrisiko abzusichern, indem du dir den zukünftigen Wechselkurs (in einem Jahr) bereits heute von einer Bank garantieren lässt. Aber welchen Terminkurs wird dir eine faire Bank, die an dir nichts verdienen möchte, anbieten? Die Antwort ergibt sich aus der Zinspäritätentheorie.
Diese besagt, dass der zukünftige Wechselkurs vom heutigen Zinsniveau abhängt. An dieser Stelle wird es etwas kniffelig, ich gebe mir Mühe alles möglichst verständlich zu erklären.
Stellen wir uns vor, der Zins für eine einjährige Geldanlage bzw. Geldaufnahme in Euro beträgt 1%, während der Markt für eine einjährige Geldanlage bzw. Geldaufnahme in USD 3% zahlt. Der aktuelle Wechselkurs beträgt 1,18. Wenn dir jetzt jemand garantieren würde, dass der Wechselkurs in einem Jahr auch bei 1,18 liegt, dann könntest du folgendes Geschäft abschliessen:
- Kredit i.H.v. 1 Mio. Euro zu 1% aufnehmen
- anschließend 1 Mio. Euro zum Wechselkurs von 1,18 in 1,18 Mio. USD umtauschen
- 1,18 Mio USD für 1 Jahr zu 3% anlegen
- In einem Jahr 1,18 USD + 0,0354 USD Zinsen = 1,2154 Mio. USD zurückerhalten
- 1,2154 USD mit Wechselkurs von 1,18 in Euro zurücktauschen, ergibt 1,03 Mio. Euro
- Sich darüber freuen, dass man im Vergleich zu einer Anlage in Euro zu 1% Zinsen durch das Manöver 0,02 Mio. Euro mehr Zinsen erhalten hat
There ain’t no such thing as a free lunch
Soweit die Theorie, in der Praxis lässt sich dieser risikolose Arbitragegewinn natürlich nicht realisieren. Es würde nämlich jeder Marktteilnehmer der klar denken kann genau dieses Geschäft tätigen und bereits heute die ihm in einem Jahr zufließenden USD inklusive Zinsen auf Termin zu 1,18 gegen Euro verkaufen. Dadurch würde der Dollar auf Termin an Wert verliert, der EURUSD Wechselkurs also steigen. Und genau hier kommt die oben erwähnte Zinsparitätentheorie ins Spiel. Gemäß dieser Theorie kann ein Investor sich durch ein Konstrukt wie oben beschrieben niemals besserstellen kann, als wenn er ohne Umwege sein Geld direkt in Euro zu 1% angelegt hätte. Der zukünftige Wechselkurs, den man sich per heute absichern kann, muss also von den Zinsen abhängen.
Die Formel zur Berechnung des fairen Terminkurses lautet daher allgemein:
Aktueller Wechselkurs * (1 + USD-Zins) / (1 + EUR-Zins)
Mit den Daten aus dem Beispiel ergäbe sich also ein Terminkurs von 1,18 * 1,03 / 1,01 = 1,2034. Probe: die 1,2154 Mio. USD Rückzahlung aus Schritt 4. ergeben umgerechnet in Euro gerundet 1,01 Mio. Euro. Man erhält also am Ende exakt den gleichen Betrag zurück, wie wenn sein Geld direkt in Euro investiert hätte. Dies muss auch so sein, denn am Kapitalmarkt gibt es keinen risikolosen free-lunch. Wer sein Geld statt zu 1% in Euro zu 3% in USD investieren will, der muss darauf spekulieren, dass der Wechselkurs in einem Jahr genau da ist wo er heute ist. Wer aber auf Glück hofft, kann auch Pech bekommen.
Die Kosten der Wechselkursabsicherung sind also abhängig vom Unterschied der Zinsniveaus der beiden betrachteten Währungen. In unserem Beispiel ergibt sich aufgrund der unterschiedlich hohen Zinsen ein Aufschlag auf den aktuellen Wechselkurs von 2,34 Big Figures. Das ist der Preis der Wechselkursabsicherung.
Wenn du dir z.B. einen ETF mit Wechselkursabsicherung kaufst, dann führt der ETF-Anbieter regelmäßig genau diese Art von Geschäft durch. Diesen Service lässt er sich fürstlich bezahlen, die Kosten eines ETF mit Währungssicherung liegen i.d.R. 0,3% – 0,5% p.a. über denen des gleichen ETF ohne diese Sicherung.
Wichtig ist an dieser Stelle zu beachten, dass die erhöhten ETF Gebühren zusätzlich zu den Kosten der Wechselkursabsicherung entstehen. Verlangt der Anbieter beispielsweise 0,5% für seinen Service, und liegt der USD Zins 2% über dem Euro-Zins, dann betragen die gesamthaften Kosten der Währungsabsicherung 2,5%! Das ist so eine Sache, bei der ich mir nicht ganz sicher bin ob das dem Kunden immer deutlich genug mitgeteilt wird.
Umgekehrt gilt: wäre der Euro-Zins jetzt 2% höher als der USD Zins, dann lägen die gesamten Kosten bei -1,5%, man könnte also durch die Wechselkursabsicherung einen Zusatzertrag generieren.
Leider ist dem aber nicht so. Doch die Lage hat sich für Euro Anleger in den letzten Monaten zumindest deutlich gebessert. Lag der Leitzins in den USA am Jahresanfang noch bei 1,75%, liegt er heute aufgrund einer Zinssenkung bedingt durch die Corona Krise nur noch bei 0%. Der Abstand zwischen Euro-Zins und USD-Zins ist also deutlicher geringer worden, was sich positiv auf die Kosten der Währungsabsicherung auswirkt. Der folgende Chart zeigt wie sich der Aufschlag (siehe oben) auf den aktuellen Wechselkurs im Zeitablauf entwickelt hat:
Musste man im Januar zur Ermittlung des einjährigen Terminkurses noch ca. 2,5 Big Figures auf den aktuellen Wechselkurs aufschlagen, betragen die Kosten heute nur noch knapp 1 Big Figure. Weiter runter geht’s nur wenn die Zinsen in den USA negativ werden, was die dortige Notenbank deutlich ausgeschlossen hat. In Verbindung mit dem aktuellen Momentum eines abwertenden Dollars ist es aktuell also durchaus vernünftig über eine Wechselkursabsicherung nachzudenken!
Wie kannst du dein Portfolio schützen?
Eine naheliegende Variante wäre deine ungesicherten ETFs in solche mit Währungsabsicherung zu tauschen. Falls du dabei aber Gewinne realisieren musst, sind die steuerlichen Konsequenzen vorab genau zu analysieren. Außerdem fallen Transaktionskosten an, und willst du die Wechselkursabsicherung irgendwann wieder los werden, dann käme all das noch einmal auf dich zu. Daher ist dieser Weg aus meiner Sicht nur dann empfehlenswert, wenn man sich dauerhaft vor Wechselkursrisiken schützen möchte. Denn wie heißt es so schön: hin und her macht Taschen leer!
Alternativ dazu könntest du auch einen Kredit in USD in Höhe deiner offenen Position aufnehmen und die Dollars in Euro-Aktien investieren. Deiner ETF-bedingten long Position würde dann eine entspreche Verbindlichkeit / short Position gegenüberstehen, so dass das Wechselkursrisiko gesamthaft neutralisiert wäre. Aber auch hier handelt es sich um eine eher theoretische Variante, die in der Praxis nicht gut umsetzbar und wenig flexibel ist.
Würde ich mich gegen das Wechselkursrisiko absichern, dann wäre meine erste Wahl ein EURUSD Turbo Zertifikat. Ein solches Zertifikat setzt die zuvor beschriebene Kreditaufnahme in USD und anschließende Anlage in Euro um, ohne dass dabei viel Eigenkapital benötigt wird. Denn die emittierende Bank schießt Fremdkapital hinzu, wodurch der bekannte Hebeleffekt des Turbo Zertifikats entsteht. Dafür fallen zusätzliche Kosten an, die durchaus mit der Service-Gebühr für einen ETF ohne Währungsrisiko konkurrieren können. Die genauen Details sind dem Wertpapierprospekt zu entnehmen. Der große Vorteil ist die Flexibilität. Falls du irgendwann keine Wechselkursabsicherung mehr benötigst, verkaufst du das Zertifikat einfach wieder über die Börse. Aber Vorsicht: solche Produkte sind nichts für ungeübte Hände und können bei falscher Handhabe bedeutenden Schaden anrichten!
Wenn du wissen willst wie das Währungsrisiko auf deine Rendite wirkt, dann empfehle ich dir noch diesen Artikel.
Bist du bereits in der Entnahmephase oder stehst kurz davor? Dann erfährst du hier wie das Währungsrisiko die sichere Entnahmerate beeinflusst!
Beitragsbild: geralt, pixabay.com
Hi Georg,
ich verstehe deine Rechnung des USD-Anteils nicht. Ich bin doch wenn ich zu 100% in Nike-Aktien investiert bin, nicht zu 100% im USD investiert oder wenn zu 100% in Adidas-Aktien nicht zu 100% im Euro.
Beide Firmen produzieren und verkaufen weltweit, nur die Firmensitze unterscheiden sich.
Ich habe zum Beispiel seit fünf Jahren Yum! Brands (KFC, Taco Bells, Pizza Hut) im Depot. Diese wurde vor einiger Zeit in Yum! Brands und Yum China gesplittet. Beides weiterhin US-Aktien. Habe ich bei Yum China ein USD-Währungsrisiko?
Der Anteil von Yum China an allen Yum-Aktien in meinem Depot beträgt 36,3%. Das heißt, dass ohne Spin-Off der Chinaanteil bei Yum! Brands 36,3% betragen würde.
Anheuser Bush (Belgien Euroland) verkauft zum Beispiel mehr Bier im USD-Raum als im Euro-Raum.
Viele Grüße Marius
Hi Marius,
ich verstehe worauf die hinaus willst. Eine Firma die einen Teil des Umsatzes in fremder Währung erwirtschaftet würde bei Abwertungen der eigenen Währung einfach mehr Gewinn machen. Dies setzt voraus, dass die Firma dieses Risiko selbst nicht absichert. Wie aber die konkrete Strategie des Währungsmanagements im Detail aussieht ist für Außenstehende kaum erkennbar. Aus meiner früheren beruflichen Erfahrung weiss ich, dass es viele Firmen gibt die sich selbst Derivate ins Portfolio legen um Ein- und Ausgaben in fremder Währung zu hedgen.
Aber wie gesagt, dass ist eine Blackbox und insg. undurchschaubar. Oft kommen die Währungseffekte auf den aktuellen Wertpapierbestand auch deutlich schneller als die anschließenden Auswirkungen auf Gewinn und den Aktienkurs.
Manch einer sagt, dass das ganze verworren ist und sich Währungseffekte langfristig ausgleichen. Diese Aussage unterstütze ich in jedem Fall nicht, was auch die Historie zeigt. Hierbei handelt es sich meiner Meinung eher um eine Ausrede weshalb man sich mit diesem komplexen Thema nicht beschäftigen muss.
Wenn du nur ein paar Einzelaktien im Depot hast und die Unternehmen gut kennst, dann kannst du die offene Position bestimmt noch präziser bestimmen. Auf Indexebene könnte man mit einem Abschlag arbeiten um den von dir beschriebenen Effekt zu berücksichtigen.
Auf jeden Fall ein guter Punkt an den man denken sollte!
Gruß, Georg
Vergleiche doch einfach einmal den Kursverlauf von Unilever N.V. vs. Unilever plc oder die britische Shell mit der holländischen.
Hast du bei der Unilever plc ein Pfund-Währungsrisiko? Und bei der Unilever N.V. nicht?
Was ist eigentlich mit Aktien wie Medtronic (Herzschrittmacherhersteller, ursprünglich aus USA jetzt in Irland beheimatet). Ist Medtronic ein Euro-Wert oder ein USD-Wert? Gehst du da von der ISIN aus? Meine kanadischen Restaurant Brands (Burger King) zahlen die Dividende in USD und nicht in CAD. Ist das jetzt ein CAD-Wert oder ein USD-Wert?
Viele Grüße Marius
Es gibt natürlich Beispiele für Unternehmen die einfach nur an verschiedenen Börsen gelistet sind und sonst identisch sind wie z.B. Unilever. Hier spielt das Währungsrisiko logischerweise keine Rolle, umgerechnet in Euro muss der Preis immer der gleiche sein. Andernfalls täte sich eine Arbitrage Möglichkeit auf. Aber das trifft bei weitem nicht für alle zu, sondern gilt wie gesagt nur für international tätige Unternehmen mit Listings an Börsen in verschiedenen Ländern. Trotzdem danke, dass du diese Besonderheit noch mal deutlich hervorhebst!
Wie lautet denn dein Vorschlag zur Bestimmung der offenen Position im MSCI World?
Und was ist deine Meinung zum Thema Währungsrisiko im allgemeinen? Kann man dies bei Aktien ignorieren oder macht es Sinn sich damit zu befassen?
Also bei internationalen Aktien würde ich es ignorieren obwohl ein Währungseinfluss auf die Rendite natürlich vorhanden ist. Dies aber auch bei deutschen Aktien zum Beispiel. Steigt der Dollar steigen auch die DAX-Werte.
Man könnte natürlich gezielt auf Aktien setzen die kein oder ein klar bezifferbares Währungsrisiko haben. Vielleicht die Deutsche Wohnen AG? Machen die ihr Geschäft nur im Eurogebiet? Könnte sein.
Ansonsten drückt ein steigender Euro ja auf fast alle Vermögenswerte. Gold, Kunst, Aktien, Fremdwährungsanleihen etc.
Immobilien wären da vielleicht noch am besten.
Ein steigender Dollar führt aber merklich zu steigenden Aktien im Dollarraum. Da wird schon relativ viel kompensiert.
Als der Dollar im Frühjahr auf 0,88 Euro gestiegen war, war gleichzeitig der DAX auf ein Allzeithoch von über 8000 Punkten gestiegen. Der Dow Johnes lief das letzte Jahr nur noch seitwärts (in Dollar).
Ich meinte ein fallender Dollar.
Ich denke man muss vorsichtig sein wenn man derartige Schlüsse aus so kurzen Zeitreihen zieht. Den Euro gibt es ja noch nicht so lange, und neben dem Wechselkurs werden die Börsen auch noch von einer Vielzahl weiterer Faktoren getrieben.
In diesem Artikel habe ich durch den Einbezug des ECU die Datengrundlage verlängert und anschließend einen statistischen Test durchgeführt: https://www.finanzen-erklaert.de/das-waehrungsrisiko-von-aktieninvestments-richtig-managen/
Das Ergebnis kann man so interpretieren, dass der Wechselkurs langfristig gesehen unabhängig von der Aktien-Rendite ist. Demnach handelt es sich um einen Risikofaktor dem man durchaus Beachtung schenken sollte.
Aber unabhängig vom Thema Bestimmung der offenen Position liegt der Fokus des Artikels auf der Absicherung des Währungsrisikos allgemein. Ich gebe dir dahingehend Recht, dass mein Ansatz zur Bestimmung der offenen Position bei einem Aktien ETF nicht ganz sauber ist, finde es aber auch schwer eine bessere Lösung zu finden ohne mit viel Zeiteinsatz alle darin enthaltenen Werte genau durchzuprüfen. Ein guter Kompromiss wäre vielleicht die Top 20 Werte zu betrachten, die ja oft schon einen Großteil des Index ausmachen?
Es gibt auch diverse Leser mit US Anleihen und REITs im Portfolio. Dort liegt das hier diskutierte Problem nicht vor und die offene Position kann relativ straight forward bestimmt werden.
Wobei der ECU nicht wirklich der Vorläufer des Euro war, obwohl der Eurostartkurs aus dem ECU-Kurs hervorging.
Eine Währung wird doch durch die Zentralbankpolitik bestimmt. Diese waren bei den ECU-Ländern sehr unterschiedlich.
Die EZB war angetreten eine an der Deutschen Bundesbank angelehnte Politik zu fahren.
Ein Vergleich mit der DM vor 1999 macht m.E. viel mehr Sinn als mit dem ECU.
Valider Punkt, danke für das hohe Niveau der Diskussion. In diesem Artikel habe ich eine Grafik aus der man den Anteil der DM am ECU ablesen kann: https://www.finanzen-erklaert.de/vorsicht-vor-der-4-regel-teil-2-welchen-einfluss-haben-wechselkursrisiken-auf-die-sichere-entnahmerate/
Dieser lag bei ca 35%, und keine andere europäische Währung hatte einen solch hohen Anteil. Wenn wir jetzt noch die Holländer und Franzosen dazu nehmen, die meiner Kenntnis nach eine ähnliche Politik wie die Bundesbank verfolgten, dann ist das in Summe schon ganz ordentlich. Die perfekte Zeitreihe gibt es leider nicht. Vielleicht hätte ich anstatt Euro besser GBPUSD analysieren sollen?
@ Marius und sonst jeden der sich für die Details interessiert: mit folgendem sehr einfachen Ansatz lässt sich die wahre USD Position bestimmen:
1. Nimm den EURUSD Wechselkurs zu zwei Zeitpunkten, zB 15h und 18h.
2. Nimm den S&P in USD zB 15h und 18h
3. Nimm einen S&P ETF ohne FX Hedge mit Preis in Euro von 15h und 18h
4. Errechne auf Basis von 1) und 2) welche prozentuale Veränderung sich in Euro ergeben müsste
5. Setze das Ergebnis von 4) mit der prozentualen Veränderung aus 3) ins Verhältnis und errechne so wie stark der Wechselkurseffekt “durchschlägt”. Das Ergebnis ist der Teil des S&P ETF der dem Wechselkursrisiko unterliegt.
Spart jede Menge Arbeit und erscheint mir plausibel. Gemäß dieser Methode beträgt der Anteil des S&P der dem Wechselkursrisiko unterliegt aktuell ca. 89%.
Wenn man der Auffassung ist, dass sich Europa langfristig besser entwickelt als die USA, dann ist es vernünftig, beispielsweise den MSCI Europe mit einem sehr deutlichen Übergewicht im Depot zu versehen.
Ich persönlich mache mir über das Währungsrisiko keine Gedanken. Ich sehe es sogar eher als Währungschance für den Fall, dass uns die ungelösten Probleme im EURO-Raum auf die Füße fallen.
LG Heppi
Moin Heppi, ich hab bisher immer genau wie du gedacht. Wenn Europa zusammenbricht weil immer mehr Länder einen Exit machen, dann ist es gut viel Exposure ausserhalb zu haben. Aktuell schätze ich dieses Risiko wieder deutlich geringer ein, die EU hat in der Krise Zusammenhalt und Solidarität bewiesen, Europa geht geeint aus der Krise hervor (meine Wahrnehmung).
Ich halte es auch für sehr wahrscheinlich, dass Trump im November abgewählt wird und ein demokratischer Präsident die USA wieder global öffnen wird, was gut für Aktien allgemein und auch den USD sein wird. Von daher halte ich mich derzeit mit der Währungsabsicherung zurück. Trotzdem interessant das ganze mal kurz für sich zu durchdenken, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Absicherungskosten jetzt deutlich niedriger sind.
Einen MSCI Europe habe ich nicht im Portfolio, da mir dieser zu viele Banken enthält und ich wie oben beschrieben lange Zeit eine gewisse Europa-Skepsis hatte. Statt dessen setze ich auf den MSCI Nordics der die skandinavischen Märkte abbildet. Aktuell ist dies mein bestes Pferd im Stall, die einzige Position die 4% über dem alltime high zu Jahresbeginn steht. Alle anderen ETFs sind noch nicht wieder auf das alltime high zurück gekehrt. Leider macht der MSCI Nordics bei mir jedoch nur 7% des gesamten Portfolios aus. Aber so ist das halt wenn man diversifiziert…
@Georg
Und hast du die Währungen im Nordic ETF abgesichert? Die NOK ist seit Jahresanfang um ca. 7 % gestiegen.
Du meinst bestimmt die NOK ist seit Jahresanfang ggü Euro gefallen / der Wechselkurs ist gestiegen?
Ich habe in meinem Portfolio bisher keine Absicherung des Währungsrisikos durchgeführt.
Hallo zusammen,
kann mir jemand erklären, was der Unterschied zwischen dem MSCI World (Hedged to EUR) und dem MSCI World (EUR) ist? Und was MSCI World (local) bedeutet? Ich dachte immer, dass die Referenzwährung für den Index der US-Dollar ist, und wenn es der US-Dollar ist, wie wird dann „technisch“ bei einem Euro-Hedge im Vergleich zur Berechung in EUR umgegangen?
https://www.msci.com/documents/10199/ba7adc82-8a05-435d-831c-7e91c36606b3
Danke!
Sehr interessanter Chart hinter dem Link! Man erkennt deutlich welchen Einfluss das Wechselkursrisiko haben kann.
Die dunkelblaue Linie beschreibt den MSCI World unter Berücksichtigung von Derivaten (inkl Kosten) wenn man den EURUSD Wechselkurs fixiert. Da in den letzten Jahren der USD ggü Euro aufgewertet ist, wäre es besser gewesen das Wechselkursrisiko zu akzeptieren. So konnte eine zusätzliche Rendite eingefahren werden.
Die gelbe Linie stellt den MSCI World in lokaler Währung dar, die grüne Linie ist die gelbe Linie umgerechnet in Euro. Also das was man effektiv in Euro bekommen hat wenn keine Währungsabsicherung vorgenommen wurde. Diese ist sehr wahrscheinlich für die meisten Anleger relevant.
„Die gelbe Linie stellt den MSCI World in lokaler Währung dar, die grüne Linie ist die gelbe Linie umgerechnet in Euro.“
Das ist ein Teil, den ich nicht verstehe. Ist aber natürlich mein Fehler:
Unsere „lokale Währung“ ist doch EUR. Wenn ich nun die „lokale Währung“ (EUR) in Euro umrechne, sollte sich nichts verändern?
Also schließe ich daraus, dass ich „lokale Währung“ falsch interpretiere. Was bedeutet das?
Lokale Währung aus Sicht der Aktie, also ohne eine Umrechnung auf Euro. Zb der Dow Jones Index so wie er in den USA quotiert wird. Aus Euro Sicht müsste man den Indexwert noch durch den Wechselkurs dividieren um einen Indexwert in Euro zu zeigen. Genau auf diesen Schritt wird bei der Darstellung in lokaler Währung verzichtet.
Danke! Habe ich dank deiner Erklärung nun verstanden.
Tipp, wenn dich diese MSCI-Sheets interessieren:
MSCI hat für alle Indizes, die sie „herausgeben“ diese pdfs erstellt, du musst bei Google „Indexname pdf“ eingeben, dann werden dir diese relativ weit oben angezeigt. Das finde ich auch interessant, da es zeigt, dass die Korrelation gar nicht so groß ist, wie ich persönlich lange Zeit angenommen hatte:
https://www.msci.com/documents/10199/c0db0a48-01f2-4ba9-ad01-226fd5678111