Eines der beliebtesten Diskussionsthemen innerhalb der Finanz-Community ist die Frage nach dem Immobilieneigentum. Oft liest man, dass Aktien ja viel besser rentieren und es deshalb keinen Sinn ergibt in Immobilien zu investieren. Und dass die eigene Immobilie mehr eine Lifestyle Entscheidung sei, und als Verbindlichkeit die ständig Kosten verursacht und nicht als Geldanlage zu betrachten ist. Was dabei immer wieder übersehen wird ist, dass jeder ein Dach über dem Kopf braucht, und dies ist in aller Regel nicht kostenlos. Konkret: wer nicht in den eigenen vier Wänden wohnt, der wohnt zur Miete und muss daher jeden Monat Miete zahlen. Diese monatliche Miete spart sich der Eigentümer, was durchaus als implizite Rendite des Wohneigentums betrachtet werden kann. Diese implizite Rendite wird jedoch oft ausser Acht gelassen und stattdessen nur auf die Wertsteigerung von Aktien vs Immobilien abgestellt. Um zu untersuchen wie es mit der Vorteilhaftigkeit von Kaufen vs Mieten nun wirklich bestellt ist habe ich mir Gedanken gemacht und ein kleines Rechenmodell entwickelt. Wenn man sich mit dem Thema befasst wird man schnell merken, dass das Zusammenspiel einer Vielzahl an Variablen zu betrachten ist, und es keine allgemeingültige Antwort gibt. Es lassen sich jedoch einige interessante Punkte herausextrahieren, wie z.B. dass die Laufzeit, der Eigenkapitalanteil oder der Kaufpreis den Ausgang der Analyse wesentlich beeinflussen. Im Folgenden werde ich Euch meinen Ansatz konkret vorstellen und anschließend auch die Ergebnisse präsentieren. Eines vorab: der eine oder andere wird überrascht sein!
Eine Betrachtung aus der ökonomischen Perspektive
Los geht’s – zunächst einmal möchte ich euch die Grundidee meiner Überlegung beschreiben. Die pauschale Frage ob Mieten oder Kaufen unter Renditegesichtspunkten besser ist, lässt sich nicht einfach aus dem Kopf heraus beantworten. Dafür sind die Zusammenhänge viel zu komplex. Was sich jedoch relativ leicht beantworten lässt ist die Frage, welche jährliche Wertsteigerung man einer Immobilie zutraut. Und dann komme ich ins Spiel indem ich eine Break-even Rendite errechne. Liegt die eigene angenommene jährliche Wertsteigerung der Immobilie über der Break-even Rendite, dann ist Kaufen besser, andernfalls ist Mieten unter ökonomischen Gesichtspunkten besser. Die Break-even Rendite ist dabei von einer Vielzahl von Variablen abhängig und entspricht nicht zwangsläufig der Aktienmarktrendite! Denn der Immobilieneigentümer erfährt wie bereits oben erwähnt eine zusätzliche implizite Rendite durch die gesparten Mietausgaben. Die Break-even Rendite wird daher unterhalb der Aktienrendite liegen, doch dazu später die Details.
Meine Vorgehensweise
Folgende 9 Variablen werden dabei in meinem Rechenmodell zur Ermittlung der Break-even Rendite berücksichtigt:
Wie man dem Schaubild entnehmen kann unterteile ich die Variablen in sog. freie Variablen und statische Variablen bzw. Annahmen. Im Rahmen der Analyse verändere ich nur die oberen drei freien Variablen, und zeige wie sich unterschiedliche Parameterkonstellationen auf das Ergebnis auswirken. Die unteren 6 Variablen werden in meinem Modell berücksichtigt um das ganze möglichst realitätsnah und vollständig abzubilden. Diese werden jedoch hinsichtlich ihrer Ausprägung nicht weiter verändert und sind daher eher als feste Annahmen zu verstehen. Dabei habe ich mich bemüht Annahmen sinnvoll zu treffen, d.h. ich orientiere mich aktuellen Konditionen (Kosten, Rücklagen) bzw. langfristigen, historischen Erfahrungswerten (Aktien-Rendite, Mietsteigerungen). Lediglich den Kredit-Zins habe ich an die Kreditlaufzeit gekoppelt, indem dieser 0,05% pro Jahr Laufzeit beträgt. Dies entspricht in etwa der aktuellen Zinsstruktur. Des Weiteren berücksichtige ich auch den Sachverhalt, dass Veräußerungsgewinne von selbst genutzten Immobilien nach Ablauf von 2 Jahren steuerfrei realisiert werden können.
Lasset uns rechnen!
In meiner Überlegung gibt es zwei Personen A & B mit gleichem Budget die zwei identische Immobilien bewohnen. Der einzige Unterschied ist, dass Person A die Immobilie gekauft hat und sein Budget daher für Zins, Tilgung und Instandhaltung ausgibt. Person B dagegen ist Mieter, verfügt über den gleichen Beitrag und bezahlt davon die Miete. Der verbleibende Rest wird in ein Aktiendepot investiert. Nach z.B. 30 Jahren wird ermittelt wie sich das Aktiendepot unter Berücksichtigung der Abgeltungssteuer entwickelt hat. Anschließend wird ermittelt um wieviel Prozent pro Jahr die Immobile in diesen 30 Jahren an Wert hinzugewinnen muss um den Endstand der Aktienanalage zu erreichen. Ein konkretes Beispiel für ein Objekt mit Kaufpreis i.H.v. 500 TEUR, einem EK-Anteil von 10% und einer Bewertung Kaufpreis zu Jahreskaltmiete von 30 sieht wie folgt aus:
Die linke Seite stellt Person A mit Wohneigentum dar. Der verbleibende Betrag nach 10% Eigenkapital von 450 TEUR wird kreditfinanziert und über einen Zeitraum von 30 Jahren vollständig getilgt. Am Ende gehört Person A die Wohnimmobilie, welche zum Kaufzeitpunkt einmal 500 TEUR Wert war. Auf der rechten Seite sieht man wie sich das Vermögen von Person B im Zeitablauf entwickelt. Diese hat ein Startkapital von 50 + 75 = 125 TEUR. Dies entspricht den 50 TEUR Eigenkapital und den Kaufnebenkosten, welche hier 15% von 500 TEUR = 75 TEUR betragen, da diese als Mieter entfallen. Wichtig dabei sind in beiden Fällen die Spalten „Wohnen & Investieren“ ganz rechts welche die Summe der Ausgaben darstellt und zeigt, dass beide Personen pro Jahr das gleiche für Wohnen und Investieren ausgeben. Nur so ist die Rechnung auch wirklich vergleichbar. Hier im Beispiel gibt Person A jedes Jahr 18.738 Euro für den Kredit aus, hinzukommen 5.000 Euro Rücklage für zukünftige Instandhaltungsarbeiten. Person B hat in Summe ebenfalls 23.738 Budget pro Jahr. Davon wird zunächst die Miete bezahlt, der verbleibende Teil fließt ins Depot. Die Depot-Kosten schmälern den Endwert des investierten Kapitals je Periode, sind aber nicht Teil des monatlichen Budgets, da diese direkt vom Anbieter dem Depot entnommen werden.
Ein durchschnittlicher Mieter erreicht 1 Million Euro in weniger als 30 Jahren
Nach 30 Jahren, während dieser beide Personen in der identischen Immobilie gelebt haben, hat Person B ein Depotvolumen i.H.v. 1.430,7 TEUR erreicht. Nach Abzug von 25% Abgeltungssteuer verbleiben netto 1.147,8 TEUR (nur die Gewinne sind zu versteuern, nicht das eingezahlte Kapital!). Die entscheidende Frage ist jetzt: Um wieviel Prozent pro Jahr muss die Immobilie an Wert hinzugewinnen um am Ende genau so viel Wert zu sein wie das Depot nach Steuern? Hierzu wird einfach die 30-jährige Rendite bestimmt und anschließend der geometrische Mittelwert berechnet: (1.147,8 / 500)^(1/30)-1 = 2,8%. Wenn die Immobilie also jedes Jahr 2,8% an Wert zulegt, dann war es nach Ablauf von 30 Jahren besser die Immobilie zu kaufen und abzubezahlen anstatt diese zu mieten und das nach Miete übrig bleibende Geld in Aktien mit 7% Rendite zu stecken. Nicht übel oder? Das sieht realistisch aus!
Die folgende Tabelle zeigt das Ergebnis für verschiedene Kreditlaufzeiten und Eigenkapitalanteile bei einem Kaufpreis von 30 Jahreskaltmieten. Darin ist das Beispiel oben auch noch einmal gelb hervorgehoben:
Diese Tabelle enthält einige sehr interessante Erkenntnisse. Noch einmal zum Verständnis: je geringer der %-Wert in der Tabelle, desto vorteilhafter der Immobilienkauf, denn desto geringer ist die für die Immobilie geforderte Wertsteigerung.
1) bei besonders kurzen Laufzeiten (1-5 Jahre) liegt die Hürde für das Immobilieninvestment besonders hoch, teilweise sogar über der angenommenen Aktienmarktrendite von 7%. Dies ist den Kaufnebenkosten von 15% geschuldet, die erst einmal wieder verdient werden müssen.
2) im Falle einer selbst genutzten Wohnimmobilie können Veräußerungsgewinne nach Ablauf von 2 Jahren steuerfrei realisiert werden. Dies stellt einen erheblichen Vorteil gegenüber anderen Kapitalanlagen dar.
3) Ab 15 Jahren Kredit-Laufzeit steigt plötzlich die für das Immobilen-Investment geforderte Rendite wieder an. Dies liegt daran, dass der unter 2) beschriebene Steuervorteil im Zeitablauf an Bedeutung verliert, denn unser Aktieninvestment wird annahmegemäß erst am Ende der Laufzeit besteuert. In der Zwischenzeit wirkt der Zinseszinseffekt auf das Brutto-Depot. Dies führt dazu, dass mit immer weiter zunehmender Laufzeit die geforderte Rendite für das Immobilieninvestment sich der der Aktienanlage annähert.
-> Wer den Aktienmarkt mit einer selbstgenutzten Immobilie schlagen möchte, der sollte mit einem zeitlichen Horizont von 15-20 Jahren planen um die Kaufnebenkosten zeitlich verteilen zu können und gleichzeitig den Steuervorteil optimal nutzen zu können. Das aktuelle Lebensmodell befindet sich daher möglichst in einem eingeschwungenen Zustand.
4) Vorteilhaft wirkt sich auch die Verschuldung aus: Je geringer der Eigenkapitalanteil, desto höher der Leverage-Effekt der dadurch entsteht, dass die der Immobilienbesitzer jegliche Wertsteigerungen von Anfang an auf die vollen 500 TEUR Kaufpreis mitnimmt, auch wenn ihm das Objekt erst am Ende der Laufzeit voll gehört. Anders formuliert: desto weniger Eigenkapital im Spiel ist, desto geringer ist auch das Start-Vermögen des Aktieninvestors, so dass es hier mehr Zeit benötigt wird bis das Aktiendepot das gleiche Gewicht wie die Immobilie besitzt. Die Möglichkeit günstiges Fremdkapital einsetzen zu können ist neben dem unter 2) erwähnten Steueraspekt sicherlich der größte Vorteil von Immobilieninvestitionen gegenüber Aktieninvestments.
-> Wer viel Rendite auf das eingesetzte Eigenkapital erwirtschaften will sollte deshalb mit reichlich Fremdkapital starten. Aber Vorsicht: dadurch erhöht sich auch das Risiko falls die Häuserpreise mal fallen sollten!
Kernbotschaft meiner Analyse ist jedoch die Erkenntnis, dass Wohneigentum unter Renditeaspekten erstaunlich nah in Schlagdistanz zu einem Aktieninvestment ist. Ich denke das hätten viele so nicht erwartet. Die berechneten geforderten Renditen sind im aktuellen Marktumfeld sicherlich denkbar. Ich habe bewusst ein Bewertungs-Multiple von 30 gewählt um das heutige Marktniveau realistisch abzubilden. In deutschen Toplagen (Hamburg, München, Frankfurt a.M.) werden aktuell oft sogar Kaufpreise von 35-40 Jahreskaltmieten gefordert. Die daraus resultierenden Effekte auf die Break-even Rendite sind wie folgt:
Grafik: EK Ratio 10%, Break Even Rendite bei verschiedenen Bewertungs-Multiples
Man sieht sehr schön wie der deutlich höhere Kaufpreis die Attraktivität des Immobilieninvestments schmälert. Trotzdem bleibt die zu nehmende Hürde in einem realistischen Rahmen oder? Oder sind wir alle nur von den Traumrenditen am Immobilienmarkt in den letzten 10 Jahren geblendet? Amerikanische Wissenschaftler haben in der Studie „No Price Like Home – Global House Prices, 1870-2012“ die Wertsteigerung von Immobilien in Deutschland von 1870 bis 2012 untersucht. Dort ist man zu der Erkenntnis gekommen, dass nach dem 2. Weltkrieg (konkret 1961) bis 1980 die Hauspreise in Deutschland jährlich inflationsbereinigt um 4% gestiegen sind. Ab 1980 bis 2012 sind die Hauspreise dann aber jährlich inflationsbereinigt um 0,8 Prozent gesunken! Macht das Sinn? Seit der Krise lief es doch total gut? Ja, aber in den Jahren davor eher nicht, und diese ziehen den Schnitt nach unten.
Und nun?
Man muss also vorsichtig sein den eigenen Erwartungsanker nicht falsch zu setzen. In den letzten Jahren seit dem die Zentralnotenbanken die Wirtschaft mit niedrigen Zinsen unterstützt hat die eigene Immobile mühelos mit einem durchschnittlichen Aktieninvestment, das 7% pro Jahr bringt, mitgehalten. Im gleichen Zeitabschnitt haben aber auch die Aktienmärkte mit ca. 14% pro Jahr eine tolle Performance gezeigt. Gleichzeitig muss auch das Rendite-Risiko berücksichtigt werden. Hier ist der Aktieninvestor ganz klar im Vorteil, denn moderne Finanzprodukte wie ETFs erlauben es auf sehr einfache Art und Weise eine nahezu perfekte Diversifikation zu erzeugen, was mit selbstbewohnten Immobilien so nicht möglich ist. Das idiosynkratische Risiko einer Investition in Immobilien ist damit deutlich höher. Außerdem ist ein Investment in Aktien wesentlich liquider, d.h. man kann sehr einfach etwas Cash durch den Verkauf von ein paar Anteilen generieren. Eine Immobilie dagegen lässt sich nicht anteilig verkaufen. Auch dies sind Punkte die man bei der Anlageentscheidung berücksichtigen sollte.
Ich hoffe die in diesem Artikel geschilderten Erkenntnisse sind für Euch hilfreich. Mir ging es darum einen Weg aufzuzeigen mit dem sich jeder schnell eine eigene Meinung zu dem Thema Kaufen vs Mieten bilden kann, vorausgesetzt man hat eine Meinung was die zukünftige Preisentwicklung von Immobilien betrifft. Wenn ihr selbst mit den Zahlen spielen wollt um vielleicht auch an den übrigen Stellschrauben zu drehen und eure eigene individuelle Situation abzubilden, dann schreibt mich an und ich lasse euch gerne eine Kopie meines Rechen-Modells zukommen.
Interessanter und anspruchsvoller Ansatz. Derjenige, der die Entscheidung noch vor sich hat, sollte diese Berechnung in seine Überlegungen einfliessen lassen. Problem ist nur, dass sie einige Unbekannte enthält…
Hey, Danke Dir!
Kaufen vs Mieten ist ein spannendes Thema, das man nie eindeutig beantworten können wird. Der Grund ist, wie Du richtig sagst, dass es zu viele individuelle Parameter gibt. Am Ende muss jeder Fall mit all seinen Besonderheiten einzeln betrachtet werden. Meinen Ansatz kannst Du nutzen um den ökonomischen Aspekt zu evaluieren.
Hallo Georg,
ich bin erst vor einigen Tagen auf deinen Blog gestoßen und wühle mich seither durch einen interessanten Beitrag nach dem anderen.
Ich bin ideologisch stark pro-Eigenheim gepolt, jedoch in letzter Zeit vermehrt am Zweifeln. Die Berechnung ist interessant, jedoch erscheinen mir 2 Themen unplausibel:
1) eine inflationsbedingte Mietanpassung von 0,5% p.a. scheint im Mittel deutlich zu niedrig zu sein. Für Österreich habe ich eben gefunden: 1,38% p.a. im Mittel von Jan 1960 bis Jun 2024
2) Instandhaltungskosten fallen auch im Mietbereich an, wenn auch geringer. Ich lebe seit knapp 10 Jahren im gemieteten Einfamilienhaus mit einem Vertrag, der Kleinreparaturen bis knapp EUR 200 dem Mieter abverlangt, solange der Gesamtbetrag 8% der Miete p.a. nicht übersteigt. Gibt es das in Deutschland so nicht?
Grüße
Markus
Eine Kleinreparaturklausel ist auch in Deutschland üblich.
Persönliche Erfahrung aus 2 Dekaden Mieterdasein: Meine Vermieter (Privatleute) haben eigentlich immer auf die Geltendmachung verzichtet und alle Reparaturen übernommen. Allerdings habe ich „Kleinzeug“ wie z.B. neue Silikonfugen einfach selbst erneuert anstatt den Vermieter zu behelligen.
Ansonsten: Unsere Miete ist über die letzten 10 Jahre mit weniger 1% p.a. (nominal) gestiegen (deutsche Großstadt, sehr beliebte Wohngegend).
Vielen Dank für den sehr interessanten Artikel. Häufig erlebe ich, dass Diskussion rund um das Thema Kaufen vs Mieten recht dogmatisch geführt werden. Deine Betrachtung hilft, diese Diskussion zielgerichtet zu gestalten und fügt einen weiteren möglich Ansatz zur Entscheidungsfindung hinzu. Mir persönlich hat er sehr geholfen. Danke,!
Danke fürs Vorbeischauen & freut mich sehr zu hören Dir damit geholfen zu haben!
Ich bin begeistert von der Qualität deiner Blogartikel. Tolle Analyse. Wenn man gekauft hat überlegt man schon öfter mal ob sich das rentiert. In der Regel wohnt man im Eigenheim auf größerer Fläche als in Miete. Vor allem wenn man Familie hat. Das hat Vor und Nachteile. Man hat, aber z.B. wenn man selbst baut auch einen großen Einfluss auf die Betriebskosten/Nebenkosten (energiesparendes bauen, Hausmeister, Müllabfuhr). Das ist bei Miete nicht immer möglich. Mit entscheidend ist natürlich auch der Standort der Immobilie. Wenn man verkauft wenn die Kinder aus dem Haus sind und dann in eine kleinere Eigentumswohnung mit geringen Energiekosten zieht oder einfach zur Miete wohnt und das Geld aus dem Hausverkauf nutzt um z.B. die Rentenlücke zu schliessen macht man vielleicht auch nichts falsch. Mich würde auf jeden Fall auch mal deine Meinung zum Thema Sondertilgen bei der Immobilie oder investieren in ETF interessieren.
Vielen Dank Tobi, freut mich wirklich sehr!
Bzgl Sondertilgung gilt, dass die Rendite der Maßnahme dem Kreditzins entspricht. Ich würde daher nur dazu raten wenn der Kreditzins relativ hoch ist. Andernfalls würde ich persönlich versuchen wenig zu tilgen und die Liquidität in Aktien ETFs zu stecken. Das ist aber auch eine Frage der eigenen Risikotoleranz die jeder für sich selbst beantworten muss.
Das Thema Kaufen vs Mieten sollte natürlich nicht nur aus der ökonomischen Perspektive betrachtet werden. Die eigene Wohnsituation hat auch großen Einfluss aufs Wohlbefinden. Oft ist das was man selbst gerne hätte am Mietmarkt nicht verfügbar. Eigentümer können sich freier entfalten.
Hallo Georg (ich hoffe, man darf gleich duzen?! :D),
generell möchte ich dich zu deinem Blog und den bisher veröffentlichten Artikeln beglückwünschen – es ist immer toll zu sehen, wenn sich jemand Mühe gibt und kein neuer 0815-Finanzblog entsteht. Hoffentlich kannst du die Qualität aufrechterhalten!
Normalerweise bin ich ein langjähriger, aber stiller Mitleser der Szene (dies hier ist tatsächlich mein allererster Kommentar in einem Finanzblog), jedoch kann ich nach Lektüre dieses Artikels nicht wirklich an mich halten und muss mit ein wenig (ich hoffe als konstruktiv empfundener) Kritik aufwarten:
1) Im ersten Schaubild gibst du eine Instandhaltungsgebühr mit 1,0 % p.a. des Kaufpreises an (was meiner Meinung nach noch niedrig angesetzt ist), rechnest dann aber im zweiten Schaubild/Tabelle mit 0,5 % (500 TEUR * 0,5 % = 2,5 TEUR). Die unterschlagenen 2500 € verzerren das ganz schön, da der Mieter im Gegenzug ja 2500 € mehr ins Portfolio investieren könnte und somit am Ende gemäß deiner Berechnungsweise ca. 223 TEUR vor Steuern mehr (nämlich rund 1430,7 TEUR bzw. nach deiner vereinfachten Steuerrechnung 1147,8 TEUR) im Depot hätte, was zu einem Grenz-Wertsteigerungssatz von (1147,8/500)^(1/30)-1=2,8 % anstatt 2,2 % führt!
2) Die zitierte Studie („No Price Like Home – Global House Prices, 1870-2012“) ist von einer Ökonomengruppe, die leider wohl etwas unsaubere Methoden zur Renditebestimmung anwendet und damit konträr zum wiss. Konsens in dieser Thematik steht (siehe hierzu den Artikel von Gerd Kommer: https://www.gerd-kommer-invest.de/die-rendite-von-direktinvestments-in-wohnimmobilien-besser-verstehen/). Real ist wohl eher eine Annahme der Wertsteigerung von ca. 1,00 % p.a. angemessen. Und damit ist leider jeder (!) Fall in der Break-Even-Tabelle unrealistisch!
3) Für eine genauere Betrachtung/Sensitivitätsanalyse und somit einem holistischen Bild fehlen meiner Meinung nach noch einige Faktoren. Z.B. Zinsänderungsrisiken nach 15/20 Jahren Kreditlaufzeit, Abgeltungssteuer mit Soli (26,375 %) bzw. Vorabpauschale & Freibetrag 801 €, realistischere Instandhaltungskosten (1,0 – 1,7 %, Versicherungen spielen ja auch mit rein), etc.
Wie man wahrscheinlich rauslesen kann, bin ich überzeugter Nichtimmobilienbesitzer! Ich denke aber, dass die genannten Punkte eine valide, objektive Kritik darstellen.
Gruß,
Moppelkotze
Hallo,
ich fühle mich geehrt Dir nach vielen Jahren Finanzblog Lesen mit meinem Artikel Deinen ersten Kommentar entlockt zu haben 🙂 Und Kritik ist immer gerne gesehen! Grundsätzlich bin ich der Überzeugung, dass ein Artikel erst durch die Kommentare richtig vollständig wird, von daher schon mal vielen Dank. Nun zu Deinen Punkten:
Vorab: ich bin selbst überzeugter Mieter, was aber kein Grund sein soll den Case der Eigentümer zu verhageln.
1)
Hier muss ich nochmal in Ruhe in die Berechnung schauen. Falls tatsächlich ein Fehler vorliegen sollte wird dieser natürlich behoben. Dazu komme ich aber erst in ein paar Tagen.
Was die Instandhaltungskosten betrifft werden diese stark durch das Objektalter getrieben. 1% p.a. erschien mir als Durchschnittswert plausibel. Es ist immer schwierig bei solch komplexen Themen allgemeingültige Annahmen zu treffen.
Ich kann Dir auch gerne mal das tool zur Verfügung stellen mit dem ich gerechnet habe, dann kannst Du die Rechnung noch besser nachvollziehen und mit den Variablen spielen. Schreib mir bei Interesse bitte einfach kurz ein Email.
2)
Was die Studie betrifft bin ich davon ausgegangen mich auf eine seriöse Quelle zu beziehen. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass es eine Vielzahl weiterer Studien mit abweichenden Ergebnissen gibt. Die Preisentwicklung von Immobilien ist aufgrund der vielen individuellen Faktoren je Objekt allgemein schwer messbar.
Womit ich nicht einverstanden bin ist Dein Statement, dass dadurch die break even Renditen nicht stimmen, denn diese werden im Rahmen der Berechnung nicht durch die Historie beeinflusst (Modell stelle ich wie gesagt gerne zur Verfügung). Die Break-Even Rendite ist ja das Ergebnis meiner Berechnung, und die historische Preisentwicklung von Immobilien ist bei mir kein Input-Parameter.
Aus dem Artikel von Gerd Kommer kann ich nicht erkennen, dass die von mir zitierte Studie untauglich ist, oder deren Autoren unseriös sind. Die von ihm gewählte “proxy” Methode lässt sich auch leicht kritisieren (der Aktienkurs eines Immobilienunternehmens wird nicht nur durch die Immobilienwerte getrieben). Ich teile aber seine Ansicht, dass es aufgrund der Natur der Asset-Klasse an sauberen Studien mangelt. Für die Kernbotschaft meines Artikels ist dies jedoch unerheblich.
3)
Ich gehe in meiner Rechnung davon aus, dass unabhängig von der Laufzeit vollständig getilgt wird, daher spielt das Zinsänderungsrisiko hier keine Rolle. Die Abgeltungssteuer könnte etwas höher sein, okay. Aber am Soli wird ja auch gerade geschraubt. Viele werden diesen bald nicht mehr zahlen müssen. Pauschbetrag kann man aber vernachlässigen, ich gehe von einer Gewinnrealisierung am Ende der Laufzeit aus. Meinetwegen kann man diesen dann gedanklich mit der Vorabpauschale verrechnen, die ich auch nicht in meine Berechnung integriert habe.
Gruß
Georg
Hallo Georg,
danke für deine Antwort! Schön zu sehen, dass du auch auf kritischere Kommentare eingehst. 😀
Zu den Punkten:
1) Die Datei wird nicht von Nöten sein. Ich habe deine Tabelle (Schaubild 2) fix in Excel nachvollzogen und bin auf exakt gleiche Werte gekommen, wenn ich eine Instandhaltungsgebühr von 0,5 % annehme. Falls man diese aber auf 1 % hochsetzt und somit dem Mieter eine um 2500 EUR höhere jährl. Sparrate zugesteht, komme ich auf die Werte aus dem ersten Kommentar. 🙂
2) Ich habe in meinem Kommentar die Studie auch nicht als unseriös diskreditiert. Mir ging es nur darum aufzuzeigen, dass diese Ökonomengruppe (übrigens dieselbe, die auch Gerd Kommer in seinem Blogeintrag bzgl. des Papers „The Rate of Return on Everything“ kritisiert, daher die Verlinkung) im Gegensatz zur sonstigen Forschung in diesem Gebiet scheinbar etwas „gewagte“ Renditen publiziert.
Weiterhin habe ich nicht behauptet, dass deine Berechnungen nicht stimmen (abgesehen evtl. von Punkt 1)) und natürlich geht die Wertsteigerung als Parameter nicht in dein Modell ein. Aber die errechneten Werte sollen ja die Grenze markieren, ab welcher Wertsteigerung des Objekts über die Jahre sich ein Eigenheiminvestment lohnen würde. Die kalkulierten Prozentwerte liegen aber mit 1,5 – 19,9 % p.a. alle (!) über einer langfristigen, historisch realistischen Wertsteigerung von 1,0 % p.a. Daher meine Formulierung aus dem ersten Kommentar: dass nach deinen Berechnungen ein Eigenheiminvestment aus finanziellen Gesichtspunkten lohnenswert ist, ist (weil eben 1,5-19,9 % größer bis sehr viel größer 1,0 %) eine unrealistische Annahme!
3) Einverstanden, mein Kommentar dahingehend ist vllt. etwas erbsenzählerisch und würde den Umfang des Blogbeitrags ziemlich aufblähen. Ich wollte damit nur sagen, dass da evtl. noch ein paar andere Faktoren mit reinspielen, auch abgesehen von rein persönlichen Faktoren. 😉
Gruß,
Moppelkotze
Hallo Moppelkotze,
ich habe mir jetzt gerade noch mal die Rechnung angesehen und die Sache mit den 0,5% Instandhaltungskosten korrigiert. Die Berechnung war zwar korrekt, ich gebe Dir aber insofern recht, dass 0,5% als Wert zu gering sind. In den Annahmen hatte ich ja auch 1% geschrieben. Ich habe die Gelegenheit auch gleich genutzt um die Grafiken schöner zu machen. Das war damals mein erster Artikel, und dementsprechend hatte ich noch keine Erfahrung wie man hier am besten vorgeht. Am Desktop sollte jetzt alles viel besser lesbar sein. An der Stelle also schon mal ein doppeltes Dank dafür, dass Du mir geholfen hast die Qualität meines Blogs zu steigern!
Zum Thema zukünftige Rendite: diese Frage lasse ich bewusst offen. Ich rechne lediglich aus wie hoch die Rendite p.a. sein muss um ein Aktieninvestment zu schlagen. Ab diesem Punkt ist jeder aufgefordert sich selbst eine Meinung zu bilden. Wenn Du von einer pauschalen Wertsteigerung bei Immobilien von 1% p.a. ausgehst, dann bedeutet dies, dass Wohneigentum für Dich unter Rendite-Gesichtspunkten in den meisten Fällen relativ schlechter ist (es sei denn Du kaufst zu einem Multiple von 20, siehe Grafik). Jemand anderer mag aber vielleicht eine andere Meinung haben. Und außerdem zählt am Ende immer das individuelle Objekt und nicht der gesamte Markt (der wiederum selbst stark fragmentiert ist; Großstadt vs. Land, Ost vs. West etc.). Ich glaube es gibt keine allgemein gültige Antwort auf die Frage ob Kaufen oder Mieten besser ist. Jeder Fall ist am Ende speziell und muss individuell gewürdigt werden.
Gruß
Georg
Hallo Georg und Moppelkotze,
die Instandhaltungskosten errechnet man m.E. doch von den Errichtungskosten und nicht vom Gesamtwert der Immobilie (Haus plus Grundstück).
Ich glaube man nimmt meist 2% der Errichtungskosten.
Sonst wären ja auch die Instandhaltungskosten gleich egal ob man ein Haus für 400 T€ auf ein Grundstück für 100 T€ baut oder ein 100 T€ Häuschen auf ein 400 T€ Grundstück.
VG Marius
Hallo Marius,
völlig richtig was Du sagst. Auch das Thema Neubau bzw. Baujahr spielt eine Rolle. Ich glaube die 1% hier sind als Annahme für den Durchschnitt ok. Für eine individuelle, exakte Berechnung sollte man aber besser selber exceln 🙂
Gruß, Georg
Danke für diesen sehr gut nachvollziehbaren Artikel. Ich fand besonders die Grafik bezüglich Eigenkapital-Einsatz und Rendite sehr interessant, da ich diese so noch nie gesehen habe.
Da ich in den letzten Monaten sehr mit der Überlegung ringe, ob der Erwerb einer Immobilie zur Vermietung in unserem Finanzplan der nächsten Jahre seinen Platz haben sollte, hat mir dein Artikel neue Denkanstöße gegeben!
Hallo Georg,
auch für mich der erste Kommentar überhaupt in einem Finanzblog 😉 Vielen Dank für deine tiefgehenden Artikel!
Was mir aufgefallen ist, ist dass du anfangs mit einem Kaufpreis/Miete-Verhältnis von (im Beispiel) 30 rechnest, im folgenden aber die Miete vom Immobilienwert entkoppelst.
Um beim Beispiel zu bleiben: Nach 30 Jahren mit 2,8% Wertsteigerung ist der Immobilienwert auf 1,028^30=229% des ursprünglichen Wertes gestiegen. Die Miete von Person B ist aber gleichzeitig nur auf 1,005^30=116% des heutigen Niveaus gestiegen. In 30 Jahren wäre der Immobilienwert also beim 30*229/116=59fachen der Miete.
In einem eigenen Rechner habe ich darum die Annahme eingebaut, dass die Miete sich proportional zum Immobilienwert verändert. Das verschiebt das Ergebnis dann natürlich noch einmal deutlich zugunsten des Kaufes.
Was denkst du dazu und hättest du Lust, deine Berechnungen unter dieser Annahme anzupassen oder zu ergänzen?
Viele Grüße,
MrToiz
Hi MrToiz,
Danke für Deinen Kommentar. Eine Rechnung wie die hier vorgestellte ist extrem abhängig von den getroffenen Annahmen. Damit jeder seinen eigenen Case nachvollziehen kann, biete ich an das Excel zu versenden. Ich plane auch in Zukunft meine tools zum Download anzubieten, aber das wird noch etwas dauern.
Was ich auf jeden Fall nicht will, ist das Ergebnis in eine bestimmte Richtung lenken. Nicht, dass da bei Dir der falsche Eindruck entsteht.
Mein persönlicher Case: ich wohne in Frankfurt a.M. zur Miete, seit 7 Jahren in der gleichen Wohnung. Bisher hatte ich keine Mieterhöhung, der Wert der Wohnung ist aber während dessen stark gestiegen. Ähnlich geht es vielen meiner Bekannten. Es gibt also auch reale Fälle die anders gelagert sind. Auch die aktuellen statistischen Daten zeigen, dass die Kaufpreise in Deutschland seit einiger Zeit schneller steigen als die Mieten. Mieten sind zuletzt im Vorjahresvergleich sogar gesunken! Ich glaube die hier getroffene Annahme ist ein gesunder Kompromiss.
Gruß, Georg
Hier noch eine kleine Ergänzung aus der Presse: https://www.spiegel.de/wirtschaft/immobilien-kluft-zwischen-miet-und-kaufpreisen-nimmt-zu-a-51b59e3c-888b-4571-84d5-2176cb587ce7
Sehr interessanter Beitrag und danke für den großen Aufwand, der darin steckt.
Folgende Anmerkungen habe ich:
– Für mich als bekennenden „Kommer-Anhänger“ würde ich mir mehr wissenschaftliche Evidenz und weniger Meinung/Annahmen wünschen.
– Der (Klimpen-)Risiko-Aspekt kommt mir zu kurz. Ein Rendite-Vergleich ohne korrekte Risikoadjustierung macht keinen Sinn und läuft Gefahr, in die Ecke der Finanzpornografie gestellt zu werden.
– Sprachlich gut, jedoch irritieren mich Begriffe wie „ idiosynkratisch“ und die gleichzeitig schwache Kommasetzung beim lesen sehr.
Vielen Dank und weiter so.
D___A
Hallo Georg!
Von mir ebenfalls Gratulation zum gelungenen Blog, der auch mich zu einem erstmaligen Kommentar veranlasst.
Der Vergleich Kaufen vs. Mieten wurde schon hundertfach durchgekaut, aber dein Artikel hebt sich wohltuend ab und ist sehr lesenswert.
Allerdings hört er leider an der Stelle auf, wo es wirklich interessant wird: Angenommen, ein 35ig jähriger Mensch macht genau die Überlegung: Kaufen oder Investieren. Nach 30 Jahren hätte er dann die Immobilie abbezahlt und müsste dann nur noch die 5.000 Euro an Rücklage zahlen. Ein schöner Gedanke: Zur Rente keine Miete mehr zahlen.
Aber was hat denn derjenige der in die Börse investiert hat? Der kann aus seinem Depot von 1.430.681,- Euro jährlich 4% rausziehen (= 57.227,24 Euro abzügl. 23.738,- Euro Wohnen und Investieren). Derjenige, der also zur Miete wohnt, hat jährlich 33.489,24 Euro zusätzlich zur freien Verfügung, während der Immobilienbesitzer zwar keine Miete mehr zahlt, aber 5.000,- Euro für Reparaturrücklagen zur Seite legen muss.
DAS ist, finde ich, ein bemerkenswerter Unterschied!
Hi Florian, freut mich, dass mein ältester Artikel immer noch gerne gelesen und kommentiert wird. Bzgl. der Instandhaltungskosten könnte man auch annehmen, dass sich diese “herauskürzen”. Eine sauber kalkulierte Miete sollte diesen Posten inkludieren, so dass der Vermieter im Endeffekt nur durchleitet. In dem Falle wären Mieter und Käufer gleichermaßen belastet.