Mit Rebalancing langfristig die Rendite steigern

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Rebalancing ist das Wiederherstellen einer ursprünglich gewählten Ziel Allokation (z.B. 70% MSCI World und 30% MSCI EM), falls die tatsächliche Portfolio-Aufteilung durch Marktbewegungen im Zeitablauf abweicht. Der heutige Artikel ist daher sowohl für Sparer als auch Privatiers interessant, denn beide Gruppen müssen sich Gedanken um ihre Asset-Allokation machen. Den Anstoß für diesen Artikel hat ein Forums-Beitrag gegeben, in dem von der „Swedroe 5/25 Rule“ berichtet wurde. Da mir diese Regel bis dato unbekannt war, habe ich eine kleine Recherche gestartet. In einem amerikanischen Blog bin ich dann auf eine ausführliche Erklärung gestoßen. Doch der Reihe nach.

Was steckt konkret hinter der Swedroe 5/25 Regel?

Larry Swedroe ist ein amerikanischer Autor von Finanzliteratur. In seinem Buch „Think, Act and Invest like Warren Buffet“ stellt er eine selbst erdachte Rebalancing Rule, die „Swedroe 5/25-Regel“ vor. Diese besagt, dass ein Rebalancing immer dann stattfinden soll, wenn eines der beiden folgenden Kriterien erfüllt ist:

a) die tatsächliche Allokation weicht mehr als 5%-Punkte von der Ziel-Allokation ab (z.B. Soll = 30% vs Ist = 24%; Abweichung >5% Punkte) oder

b) die tatsächliche Allokation weicht mehr als 25% (relativ!) von der Ziel-Allokation ab (z.B. Soll = 30% vs Ist = 22%; Abweichung >25%)

Anders als bei vielen anderen Regeln wird das Rebalancing also nicht in einem bestimmten zeitlichen Intervall durchgeführt (z.B. einmal pro Monat), sondern nur wenn die Ist-Situation deutlich vom Zielbild abweicht. Begründung: das Korrigieren von kleinsten Abweichungen stiftet weniger Nutzen als Transaktionskosten anfallen.

Was ist der zentrale Gedanke dieser Regel?

Neben dem Kostenspar-Aspekt ist der Hauptgedanke dieser Regel aber nicht die Wahrung einer bestimmten, optimalen Risiko-Rendite-Relation (hier findest Du weitere Informationen zur optimalen Asset Allokation). Das eigentliche Ziel ist die Steigerung der Rendite durch Verkauf relativ hoch bewerteter Assets mit anschließendem Kauf von geringer bewerteten Assets (buy low sell high). So soll man stärker von der bekannten Regression zum Mittelwert (Mean-Reversion) profitieren. An dieser Stelle eine Darstellung wie sich die relativen Anteile unter Annahme einer 70/30 MSCI World/EM Zielallokation bei Anwendung der Swedroe 5/25 Regel entwickeln:

Die vertikalen grünen Linien zeigen an, wann es zu einem Rebalancing gekommen ist. Und zwar immer dann, wenn ein Portfoliobestandteil mehr als 5% von seiner Zielallokation abweicht. Ohne Anwendung dieser Regel läge der Anteil des MSCI World in diesem Beispiel nach 32 Jahren bei ca. 52%.

Abschöpfen der Regression zum Mittelwert, das klingt soweit alles logisch und vernünftig. Aber die spannende Frage ist ob dieser Mechanismus tatsächlich wie angedacht funktioniert. Deshalb habe ich diese Regel mit der von mir präferierte Methode, der historischen Simulation, für eine 70/30 MSCI World / EM Allokation getestet. Konkret habe ich Zeiträume von 1 Jahr bis 25 Jahren untersucht. Der folgende Chart zeigt in wieviel Prozent der Fälle die Rebalancing Strategie im Vergleich zu einer Anlage ohne Rebalancing zu einem höheren Vorsteuer-Ergebnis geführt hätte:

Die blaue Linie beschreibt in Abhängigkeit vom Anlagehorizont den Anteil der historischen Kursverläufe, bei denen es rückblickend besser gewesen wäre, kein Rebalancing durchzuführen. Die rote Linie zeigt dagegen den Anteil der Fälle, bei denen ein Rebalancing zu einem besseren Ergebnis als ohne Rebalancing geführt hätte. Bis 6 Jahre einschließlich addieren sich beide Linien nicht zu 100%. Dies ist durch Kursverläufe zu erklären, die keinen Rebalancing Bedarf gemäß der Swedroe 5/25 Regel begründen, und daher nicht in die Bewertung einfliessen.

Gemäß dieser Grafik führt das Rebalancing erst nach ca. 8 Jahren Investmenthorizont zu einem signifikant besseren Ergebnis. Die Grafik oben berücksichtigt aber nicht die Höhe der Vorteilhaftigkeit. Eine präzisere Aussage ergibt sich erst durch den Vergleich der durchschnittlichen Ergebnisse (mit vs ohne Rebalancing). Wer hat mehr verdient?

Immer wenn die Linie über 100% liegt, war das Ergebnis mit Rebalancing besser als es ohne gewesen wäre. Es sieht so aus, als ob bei einem kurzen Investitionshorizont ein Rebelancing keinen wirklichen Vorteil bringt. Vielmehr zeigt sich, dass es mehrere Jahre benötigt bis die Strategie des regelmäßigen Abschöpfens der Regression zum Mittelwert Früchte trägt. Wer teuer verkauft und billig einkauft, muss seiner Aussaat auch die nötige Ruhe zum Wachsen gönnen. Ergänzend zum ersten Chart zeigt diese Grafik auch, dass der Performance-Vorteil durch die Anwendung der Swedroe 5/25 Regel mit zunehmendem Investmenthorizont weiter ansteigt. Dies werte ich als weiteres Indiz dafür, dass diese Rebalancing Strategie für einen langfristigen Investor nachhaltige Rendite-Vorteile generiert.

Aber wie sieht das Bild aus, wenn plötzlich Steuern ins Spiel kommen?

Der eine oder andere Leser hat es sich bestimmt schon gedacht: Rebalancing geht mit einer regelmäßigen Realisierung von Gewinnen einher. Und dann ist der Fiskus plötzlich mit von der Partie. Die zusätzlichen Abgaben werden eine negative Auswirkung auf das Gesamtergebnis haben.

Die Stammleserschaft von Hr. Swedroe hat dagegen einen massiven Vorteil, denn diese sitzt in den USA. Dort gibt es für die Altersvorsorge das sog. 401k Depot. Dieses Depot ist aus meiner Sicht der Traum eines jeden Sparers, der sich selbst um die eigene Altersvorsorge kümmert. Nicht nur, dass Einzahlungen in dieses Depot aus dem unversteuerten Brutto-Einkommen vorgenommen werden, nein, man kann sogar innerhalb dieses Mantels umschichten und Gewinne realisieren, ohne dass es dabei zu einer Besteuerung kommt. Mit der Verfügbarkeit von einem solchen Konstrukt könnten wir an dieser Stelle die Untersuchung beenden. Denn die Vorteilhaftigkeit des Rebalancings ohne Berücksichtigung von Steuern wurde bereits demonstriert. Doch leider müssen wir hierzulande unter erschwerten Bedingungen operieren. Frank Sinatra würde zur finanziellen Unabhängigkeit in Deutschland sagen: if you can make it there, you can make it anywhere.

In der folgenden Grafik stelle ich die relative Vorteilhaftigkeit des Rebalancings unter Annahme verschiedener Steuersätze dar. Ein Steuersatz ist dabei von besonderem Interesse: 17,5%. Dieser ergibt sich aus den bekannten 25% Abgeltungssteuer ohne Soli, denn der fällt eh bald für die meisten weg, inklusive 30% Teilfreistellung für Aktiengewinne (25% * 0,7 = 17,5%). Wer noch nicht davon gehört hat: die Teilfreistellung gibt es seit 2018 weil mit der Investmentsteuerreform auch neue Abgaben auf Fondsebene eingeführt wurden. Der Anleger soll für diese zusätzlichen Abgaben, welche die Substanz und damit die Rendite des Fonds schmälern, entschädigt werden. Es handelt sich also nicht um ein Geschenk des Staates. Experten sind sich aber einig, dass die Regelung aus Sicht des Anlegers leicht vorteilhaft ist. Voraussetzung ist jedoch, dass der Fonds  eine Aktienquote von mindestens 51% durch physische Replikation unterhält.

Doch nun zum Chart:

Mit Berücksichtigung von Steuern erscheint ein Rebalancing gemäß der Swedroe 5/25 Regel plötzlich nicht mehr vorteilhaft, es sei denn der persönliche Steuersatz ist deutlich gering. Die Linie mit dem für die allermeisten Sparer relevanten Steuersatz von 17,5% oszilliert ganz eng um die 100%. Außer dem zusätzlichem Aufwand, das eigene Portfolio zu tracken, hat man als Anleger in Deutschland keinerlei Vorteil. Der Fiskus erlaubt es nicht die damit mögliche Zusatzrendite zu generieren. Ohne die neue Teilfreistellung, also mit einem Steuersatz von 25%, ist die zusätzliche Rendite durch Rebalancing sogar eindeutig negativ. Ganz zu schweigen von einem Szenario in dem Kursgewinne mit dem persönlichen Steuersatz zu versteuern wären.

Und was ist mit den Transaktionskosten?

Neben Steuern wären natürlich auch noch die Transaktionskosten zu berücksichtigen. Darauf habe ich aber im Rahmen dieser Analyse verzichtet. Denn die Swedroe 5/25 Regel ist bewusst darauf ausgelegt, die Transaktionsfrequenz zu reduzieren. Dadurch kommt es nur selten zu Portfolioanpassungen, wie folgender Chart zeigt:

Im Durchschnitt ist demzufolge alle 2 Jahre mit einer Portfolio-Anpassung zu rechnen. Das macht den Braten nicht fett.

Gibt es für Sparer in Deutschland vielleicht doch eine Möglichkeit vom Rebalancing zu profitieren?

An dieser Stelle bietet es sich abschließend an zu untersuchen, ob durch eine Modifikation der Rebalancing Regel ein besseres Ergebnis erzielt werden könnte. Wie oben beschrieben kommt es bei der Swedroe 5/25 Regel immer dann zu einer Anpassung der Asset Allokation, wenn mindestens eine Portfolio Komponente mehr als 5% von ihrer Zielallokation abweicht (den 2. Teil der Regel, der besagt, dass auch eine relative Abweichung von 25% ein Rebalancing auslöst, ignoriere ich hier). Wie sieht aber das Ergebnis aus wenn man den Schwellenwert von 5% auf z.B. 2,5% oder 10% setzt? Oder mit anderen Worten: die Häufigkeit von Umschichtungen erhöht bzw. reduziert. Die folgende Grafik zeigt das Ergebnis zum einen mit der Annahme eines Steuersatzes von 17,5%, und zum anderen ohne Berücksichtigung von Steuern:

Drei Dinge fallen sofort auf:

1) beide Linien haben eine positive Steigung. Das bedeutet, ein höherer Schwellenwert scheint sich grundsätzlich positiv auszuwirken. Es macht offenbar Sinn, nicht bei der kleinsten Korrektur eines Index sofort in Aktionismus zu verfallen. Viel besser ist es Marktbewegungen erst mal laufen zu lassen, bevor man anfängt den Anteil der Performer im Portfolio zugunsten der Underperformer zu reduzieren.

2) die Linie unter der Annahme eines Steuersatzes von 17,5% hat eine stärkere Steigung als die 0% Steuer Linie. Unter Berücksichtigung von Steuern macht es also noch mehr Sinn die Frequenz des Rebalancings zu reduzieren. Denn wer weniger häufig Steuern zahlt, der hat im Durchschnitt mehr investiertes Kapital.

3) bei einem Rebalancing Trigger von 5% liegt mit dem in Deutschland seit neuestem anzuwendenden Steuersatz von 17,5% in etwa der Wendepunkt. Hier halten sich die Vorteile von Rebalancing und die Nachteile der regelmäßigen Besteuerung in etwa in Waage. Bei Schwellenwerten darunter überwiegen offenbar die Nachteile der Besteuerung. Bei Schwellenwerten darüber lässt sich aber auch in Deutschland eine Mehrrendite durch Rebalancing generieren.

Fazit

Die Regression zum Mittelwert stellt eines der fundamentalen Gesetze des Aktienmarktes dar. Durch diesen Effekt erhält jeder Investor unabhängig vom Zeitpunkt des Einstiegs langfristig immer die durchschnittliche Aktienmarktrendite (in diesem Artikel beschreibe ich den Effekt ausführlicher). Mit einer Rebalancing Strategie lässt sich die Regression zum Mittelwert fortlaufend nutzen, und die Rendite dadurch steigern (sell high & buy low). Sparer in Deutschland sollten aufgrund der regelmäßigen Besteuerung jedoch einen höheren Schwellenwert als den gemäß der Swedroe 5/25 Regel verwenden.

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RoMario
RoMario
4 Jahre zuvor

Hallo Georg,
wiedemal ein toller Bericht mit hoch interessanten Ergebnissen. Besten Dank!
Was aber vermutlich/sicherlich eine nicht zu verachtende Rolle spielt, ist ein Rebalancing durch Zukäufe.

Viele Grüße
Mario

Waldemar
Waldemar
Reply to  Georg
4 Jahre zuvor

Hallo Georg, mich würde eine solche Simulation sehr interessieren. Aktuell rebalance ich ganz klassisch, in dem ich 1mal im Jahr einen Zukauf tätige und dabei die Allokation 60/30/10 wiederherstelle. Ich frag mich aber seit einiger Zeit, ob es aus Rendite-Sicht besser ist, einfach komplett in den/in die Underperformer zu investieren. Könntest du vielleicht so eine Simulation auch mal machen? Ich würde das auch machen, muss aber ehrlich gestehen, dass ich nicht weiß wie man sowas macht. 🙈

Waldemar
Waldemar
Reply to  Georg
4 Jahre zuvor

Hi Georg,

ich kaufe 1mal im Jahr nach, investiere also neues Kapital. Es finden also keine Verkäufe statt, somit ist das nicht zu häufig.

Ich hätte Interesse an deinem Tool, würde mich also freuen, wenn du es mir zur Verfügung stellst.

Liebe Grüße
Waldemar

Kapitalistenschwein
Reply to  RoMario
4 Jahre zuvor

In der Ansparphase sollte das Rebalancing abhängig von Depothöhe und Sparleistung komplett ohne Steuereffekte durchführbar sein. Und zwar über Zukäufe, wie von dir geschrieben.
Und in der Entsparphase „profitiert“ man bestenfalls von einem niedrigeren Steuersatz.

Hans
Hans
4 Jahre zuvor

Hallo Georg, kurze Anmerkung: Der Soli auf die Kapitalertragssteuer bleibt unabhängig vom Einkommen weiter bestehen. In dieser Betrachtung wäre er daher doch relevant, weil er eben für niemanden wegfällt. Ich glaube aber auch nicht, dass die Kurven für 18,5% so viel anders aussehen würden als für die gezeigten 17,5%.

Felix
Felix
4 Jahre zuvor

Großes Dankeschön für deine fundierten Artikel. Die meisten Blogs kratzen mMn meist an der Oberfläche, hier komme ich als bisschen technisch versierterer Leser eher auf meine Kosten (hab selber Mathe studiert). Bitte weiter so!
Cheers

Kapitalistenschwein
4 Jahre zuvor

Hallo Georg,

interessanter Artikel. Rebalancing sollte ja immer regelbasiert erfolgen. D.h. wenn der Ist-Zustand vom Soll-Zustand in einer vorher festgelegten Weise abweicht, muss umgeschichtet werden. Das sagt ja auch die Swedroe 5/25 Rule aus.

Wenn ich dich nun richtig verstanden habe, liegt der Unterschied zum „gewöhnlichen“ Rebalancing darin, dass das Rebalancing sofort, d.h. nicht zu einem festgelegten monatlichen, jährlichen oder sonstigem Datum, erfolgt. Also sobald die Abweichung eintritt.

Wäre dann nicht die interessante Fragestellung, wie sich ein solches sofortiges Anpassen renditemäßig von einem z.B. jährlichen Rebalancing unterscheidet? Ich würde von meinem Verständnis deiner historischen Simulation mal darauf schließen, dass bei deiner Simulation auch kein sofortiges, d.h. tagesaktuelles Rebalancing erfolgte, sondern dies auf Monatsbasis geschah. Insgesamt würde ich aus dem Bauch heraus aber sagen, dass der Zeitpunkt des Rebalancings renditemäßig vernachlässigbar ist, solange das Rebalancing zumindest regelmäßig (Mindestens alle 12 Monate) erfolgt/geprüft wird. Insofern die Swedroe 5/25 Rule also nicht besser/schlechter ist als gewöhnliches Rebalancing.

Was meinst du? Oder habe ich deinen Aufhänger zu Beginn überinterpretiert und du wolltest generell nur einmal den renditehebenden Effekt von Rebalancing erläutern?

LG Felix

Kapitalistenschwein
Reply to  Georg
4 Jahre zuvor

Hallo Georg,

mir ging es nur darum, die Möglichkeit eines Rebalancing in regelmäßigen Abständen zu prüfen. Ob es auch tatsächlich erfolgt, basiert dann auf einer „Abweich-Regel“. Also so wie du es bereits geschrieben hast.

Danke in jedem Fall für deine Klarstellung.

LG Felix

Marius
Marius
3 Jahre zuvor

Geht es im Original bei der Swedroe 5/25 Regel auch nur um MSCI World/MSCI EM? Ich könnte mir vorstellen, dass zum Beispiel eine Zykliker/Nicht-Zykliker Aufteilung effektiver ist.

Marius
Marius
Reply to  Georg
3 Jahre zuvor

Kenne jetzt ad hoc keinen entspr. Index. Du könntest aber zum Beispiel mit MSCI World und MSCI World minimum Volatility testen. Oder MDAX/MSCI World. Der MDAX ist ziemlich zyklisch.

Eine Idee von mir wäre noch beim Rebalancing mehr als die ursprüngliche Aufteilung aufzuteilen. Wenn es sich lohnt aus 73% DM und 27% EM wieder 70/30 zu machen dann müsste es sich ja erst recht lohnen zum selben Zeitpunkt 60/40 oder 50/50 zu machen. Entweder es lohnt sich DM in EM umzuschichten oder nicht. Wenn es sich lohnt dann aber richtig.

RoMario
RoMario
Reply to  Marius
3 Jahre zuvor

Hallo Marius und Georg,
die Fragestellung finde ich weiterhin sehr spannend. Mit Sicherheit hat der gute alte Kommer mit seinen Faktoren nahezu das Maximum rausgeholt. Ich könnte mir vorstellen, dass sich Momentum und Value gut eignen könnten.

Das mit dem Einfluss der Gewichtung sehe ich auch so und bin „verwundert“ dass es nicht regelmäßiger thematisiert wird. Ich persönlich habe jeweils 1/3 in MSCI World/EM/Small Cap und erhoffe mir dadurch langfristige Überrendite durch Faktorprämien und/oder durch entsprechend große Rebalancing-Effekte (durch Cashflow) durch gegenläufige Entwicklungen (Welt zu EM, Large zu Small usw).

Marius
Marius
Reply to  Georg
3 Jahre zuvor

@Georg

Warum möchtest du die beste Sharpe Ratio? Laut Sharpe hängt das Risiko mit der (kurzfristigen) Volatilität zusammen. Kann das stimmen? Ich denke nicht.

Dann hätte ja zum Beispiel der MSCI World minimum volatility ein gringeres Risiko bei gleichzeitiger höherer Performance. Das widerspricht sich m.E.

Ich bin der Meinung, dass man das Risiko nicht messen kann. Man kennt es weder vor, während oder nach dem Investment genau.

„Bankberater“ freuen sich natürlich über einen „Sharpe-Index“. Kann man prima die Underpeformance von Fonds schönreden.

Marius
Marius
Reply to  Georg
3 Jahre zuvor

@Georg

Ich habe mir gerade deinen verlinkten Artikel durchgelesen, kann ihn aber noch nicht wirklich nachvollziehen.

Die „Outperformance“ des MSCI EM vs. MSCI World im Zeitraum 1988 bis jetzt ergibt sich ausschließlich durch die Dekade 1998 bis 2008, in der der Ölpreis exorbitant stieg.

Der Start 1988 erfolgte bei einem sehr niedrigen Ölpreis. Als 1998 der Ölpreis wieder niedrig war, war auch die „Outperformance“ des MSCI EM verflogen.

Gibt es eine Rückrechnung für den MSCI EM um den Vergleich mal 1979 oder 1973 (bei hohem Ölpreis) starten zu lassen.

Von 2008 bis jetzt hat der MSCI World jedenfalls besser als der MSCI EM performt.

Gast
Gast
3 Jahre zuvor

Interessante Untersuchung. Weil ich im Text nichts dazu finden finden konnte, meine Frage: Ist berücksichtigt bei den Berechnungen, dass der enthaltene Gewinn der Endsumme in jedem Fall versteuert werden muss, wobei sich hier die Steuerlast der Rebalancing-Variante reduziert?

Gast
Gast
Reply to  Georg
3 Jahre zuvor

Der Unterschied dürfte schon deutlich sein. Ich beziehe mich mal auf deine letzte Grafik. Ganz grob überschlagen, bestimmt eher zu optimistisch, dürfte es 10 Umschichtungen bei 5% Absolutabweichung gegeben haben in dem Beispiel mit 20 Jahren? Dann wäre die bereits versteuerte Geldmenge ca. 50%, auf die man keine Steuern mehr Zahlen muss (bis auf neu angefallene Gewinne, die können erheblich sein). Also Vergleich ohne Rabalancing ist 100%, wovon 17.5% Steuern auf die Gewinne abgezogen werden, und 5%-Rebalancing kommt auch ca. auf 100%, aber Steuern sind nur auf einen Teil der Gewinne (evtl. 50% oder auch mehr) zu zahlen! Die Grenze ab der sich Rebalancing „lohnt“, verschiebt sich also sicher Richtung 2…3% oder so. Wäre auf jeden Fall noch eine genauere Analyse wert, finde ich!

Wenn man es ganz ausgefuchst machen möchte, könnte man beim Rebalancing auch noch FIFO-Optimierung machen. Wenn man davon ausgeht, dass alle Anteile nur zu Beginn gekauft werden (kein neues Geld, alles gleicher Einstandskurs) muss man beim Verkauf erst ab dem zweiten Mal Rebalancing auf FIFO-Optimierung achten, d.h. man verkauft dann natürlich geschickterweise die Anteile mit höherem Einstandskurs, wodurch die Steuerlast aufs Rebalancing reduziert wird. Keine Ahnung, ob das jetzt schon berücksichtigt ist.

Last edited 3 Jahre zuvor by Gast
Gast
Gast
Reply to  Georg
3 Jahre zuvor

Ah, sehr interessant, danke! Ich habe auch noch etwas rumgerechnet (siehe anderer Kommentar) und bin an einem einfachen Beispiel auf eine Verbesserung von knapp 2% gekommen, das wäre hier beim 25%-Fall ähnlich.

In dem Bild schaut der 25% Fall ja ungefähr so aus wie 17.5% davor…

Gast
Gast
Reply to  Georg
3 Jahre zuvor

Ja, frisches Geld löst diese Probleme 🙂
Und dass „Rebalancing zwischen Asset Klassen (Aktien / Anleihen)“ wichtiger ist, stimme ich auch voll zu.

Jens
Jens
Reply to  Gast
2 Jahre zuvor

Für MCSI World und MSCI EM gibt es eine größere Anzahl pro Produkten am Markt. Wenn man im Zeitablauf unterschiedliche Produkte verwendet, kann man das Rebalancing mit den zuletzt aufgebauten Positionen mit den niedrigsten Buchgewinnen durchführen und so die Steuerzahlungen minimieren. So wird aus FIFO fast ein LIFO.

Hatte ich mit angefangen, um im Falle eine Liquiditätsbedarfes „steuersparsam“ an mein Geld zu kommen.

Gast
Gast
Reply to  Gast
3 Jahre zuvor

Ich habe es den reinen Steuereffekt grob überschlagen. 20 Jahre mit 7% Zins, jedes zweite Jahr 5% Entnahme (also 10 Entnahmen, die direkt wiederangelegt werden), Steuersatz 17.5%. Vor Steuern ist die Endsumme 2,96% niedriger, nach Steuern nur noch 1,08%. Also 1.88% besser. Dabei ist die FIFO-Optimierung noch nicht berücksichtigt. (Durch Rebalancing hat man Anteile mit höherem Einstandskurs, die kann man zuerst verkaufen mit Unterdepotüberträgen).

In längeren Zeiträumen wird der negative Effekt allerdings vermutlich ausgeprägter, weil der Steuerstundungseffekt plus Zinseszinseffekt stärker wird.

Für eine komplett umfassende Betrachtung müsste man aber auch noch die Besteuerung der Vorabpauschale mit einbeziehen. Die ist aber zZ ja eh sehr niedrig, verschiebt es aber auch Richtung Rebalancing.

Was ich auch noch anmerken möchte: Rebalancing ist ja nicht nur zur Gewinnsteigerung da, sondern auch zum Risikomanagement. Von daher ist es auch sinnvoll, wenn man nach Steuern +-0 rausgeht.

Last edited 3 Jahre zuvor by Gast
Lejero
Lejero
3 Jahre zuvor

Toller Artikel mit praktisch verwertbaren Erkenntnissen! Danke.
Selber verkaufe ich eigentlich (bisher) nie zum Rebalancing, sondern kaufe immer die aktuell relativ günstigeren Werte nach. Bei grossen Schwankungen und grossem Depot geht das natürlich immer schwerer.

Last edited 3 Jahre zuvor by Lejero
M R
M R
2 Monate zuvor

Die Zukunft kennt niemand, aber in der Vergangenheit scheint (jährliches) Rebalancing ganz erhebliche Vorteile gebracht zu haben, wenn man dabei andere Assetklassen berücksichtigt. Siehe z.B. diesen Artikel, der auf die Beimischung langlaufender Anleihen, SC und Gold fokussiert: https://portfoliocharts.com/2021/12/16/three-secret-ingredients-of-the-most-efficient-portfolios/
Ich z.B. habe einen kleinen Anteil (Xetra) Gold mit im Portfolio in der Hoffnung, da auch langfristig entsprechende Vorteile gegenüber 100% Aktien in Bezug auf Rendite und Risiko zu haben